Radfahren auf historischen Trassen

Unterwegs in der Reischenau und entlang der Wörnitz

von Stefanie Rösch

Radfahren auf historischen Trassen bietet eine großartige Möglichkeit, in vergangene Zeiten einzutauchen und dabei die Ruhe der Natur zu genießen. In diesem Beitrag radeln wir daher auf den ehemaligen Trassen der Ludwig-Süd-Nord-Bahn ab Donauwörth und der Weldenbahn ab Neusäß. Diese flachen und gut ausgebauten Radrouten verlaufen meist abseits des Straßenverkehrs, was eine sichere und entspannte Fahrt auch für wenig geübte Radfahrer oder Kinder ermöglicht.

1. Historische Ludwig-Süd-Nord-Bahn: Entdeckungstour entlang der Wörnitz

Die Ludwig-Süd-Nord-Bahn, benannt nach König Ludwig I. von Bayern, war eine der bedeutendsten Eisenbahnstrecken des 19. Jahrhunderts hier in Süddeutschland. Sie wurde von den Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen streckenweise gebaucht, im Jahr 1849 eröffnet und verband Lindau am Bodensee mit Hof in Oberfranken.

Heute kann die historische Strecke von Donauwörth bis ins idyllische Wörnitzstein auf rund fünf Kilometern per Rad erkundet werden. Die Trasse beginnt am Rande der historischen Altstadt an der Einmündung der Förgstraße in die Zirgesheimer Straße und führt durch die Promenade an der Stadtmauer, dem Donauwörther Stadtpark. Auf Höhe des Mangoldfelsens lohnt sich ein Abstecher in das Käthe-Kruse-Puppen-Museum, dass sich oberhalb des ehemaligen Bahntunnels befindet und von der Promenade über den Kräuter- und Gewürzgarten erreichbar ist. Im Anschluss rollen wir durch den Tunnel und verlassen die Innenstadt.

Für den weiteren Streckenverlauf können wir uns am Radweg Romantische Straße oder dem Wörnitz-Radweg orientieren. Wir rollen auf dem Alten Bahndamm, vorbei an einer Gärtnerei, und in nördlicher Richtung bis zur Kreuzung mit der Sallingerstraße. Kurz vor Felsheim unterqueren wir die Bahnstrecke Donauwörth–Treuchtlingen und radlen durch Wiesen bis nach Wörnitzstein. Dort thront der markante Geotop Kalvarienberg hoch über dem Pfarrdorf. Im Rahmen einer kurzweiligen Themenwanderung kann der Gipfel erklommen werden.

Von der pittoresken Kapelle aus eröffnet sich uns ein wunderbarer Rundumblick über das Wörnitztal. Bis in das historische Harburg mit ihrer beeindruckenden Höhenburg aus dem 18. Jahrhundert sind es von Wörnitzstein aus rund 11 Kilometer gemütliche Fahrt entlang des Flusses.

Tourstart und Einkehrmöglichkeiten Ludwig-Süd-Nord-Bahn:

    • Parkplatz Neuen Obermayerstraße (GPS 48.714451772240224, 10.777749210322344)
    • Einstieg am Bahnhof Donauwörth möglich.
    • Gaststätte Braun Wörnitzstein, Graf-Hartmann-Straße 4, 86609 Donauwörth
    • Hafenkneipe, Kapellstraße 29, 86609 Donauwörth

 

2. Historische Weldenbahn: Entdeckungstour durch die Westlichen Wälder

Die Weldenbahn, eine ehemalige Lokalbahnstrecke, wurde im Jahr 1903 eröffnet und führte einst von Augsburg in den Holzwinkel nach Welden. Die Strecke verläuft ab dem Bahnhof Augsburg zunächst städtisch und ab Neusäß idyllisch durch die Reischenau. Für die Tour kann der Beschilderung des rund 34 Kilometer langen regionalen Landrat-Dr.-Frey-Radwegs, der von Welden weiter nach Altenmünster führt, gefolgt werden. Der schönste und naturbelassenste Teil der in den 1980er Jahren stillgelegten Trasse erstreckt sich jedoch über etwa 19 Kilometer von Neusäß bis nach Welden.

Der Naturpark Augsburg-Westliche Wälder hat eine Fläche von ca. 122.500 Hektar und ist der einzige Naturpark Mittelschwabens. Er zeichnet sich, auch aufgrund der vielen Bachtäler, durch eine abwechslungsreiche Flora und Fauna aus. Bei der Reischenau handelt es ich um den mittleren Teil des Naturparks Augsburg-Westliche Wälder, welcher im Norden an den stark bewaldeten Holzwinkel angrenzt. Der Name des Gebiets leitet sich von der moorigen Landschaft bzw. den Binsen, die Reischen genannt werden, ab.

Foto: Schmutter bei Neusäß | (c) Stefanie Rösch

Der asphaltierte Radweg kreuzt ab dem Volksfestplatz zunächst die Straße Am Eichenwald und führt weiter in Richtung Bienenpark, wo er erst den Riedgraben und dann das Flüsschen Schmutter überquert. Auf dem Weg dorthin passieren wir zwei typische hölzerne, überdachte Eisenbahnbrücken, die in Neuengland übrigens sehr romantisch als „Kissing Bridge“ bezeichnet werden. Im Bienenpark gibt es einen Naturlehrpfad, den es sich gerade mit Kindern lohnt, näher zu erkunden.

Wir folgen weiter der Trasse in westlicher Richtung durch Aystetten. Obwohl die historische Strecke innerhalb der Bebauung verläuft, bietet sie im Vergleich zu herkömmlichen Radwegen eine angenehm begrünte Distanz zur Umgebung. Dieser besondere Charakter der stillgelegten Trasse vermittelt ein Gefühl von absoluter Entschleunigung. Auf dem Radwegweiser sind sowohl Welden als auch das nächste Zwischenziel Horgau ausgeschildert. Am Ortsrand von Aystetten radeln wir weiter bis zum Waldrand und tauchen in die Westlichen Wälder ein, wo die Fahrt durch den dichten Mischwald ein besonderes Erlebnis bietet. Der hohe Farn am Wegrand und die roten Beeren an den Bäumen kündigen bereits den Spätsommer in der Reischenau an.

Foto: Historische Bahnbrücke bei Neusäß | (c) Stefanie Rösch

Das ehemalige Bahnhöfle Horgau lädt zu einer kulinarischen Auszeit vom Sattel ein, bevor wir unsere Fahrt durch den Wald fortsetzen und schließlich die Autobahn 8 nahe Adelsried unterqueren. Wir rollen durch eine hölzerne, überdachte Eisenbahnbrücke, und folgen in Adelsried an der Kreuzung mit der Dillinger Straße erneut der Trasse. Entlang des Flüsschens Laugna radeln wir durch Felder und Wiesen, vorbei an den Dörfchen Kruichen und Ehgatten. Nach der Querung der Landstraße legen wir die letzten 2,5 Kilometer auf dem baulich getrennten Radweg bis nach Welden zurück.

Tourstart und Einkehrmöglichkeiten Weldenbahn:

    • Parkplatz auf dem Volksfestplatz Neusäß (GPS 48.39370407328612, 10.821314603121918)
    • Einstieg am Bahnhof Neusäß möglich.
    • Bahnhöfle Horgau, Am Bahnhof 1, 86497 Horgau
    • Café am Stadtpark, Marienbader Str. 2, 86356 Neusäß

Routen-Orientierung:

Zug um Zug zur Radtour in Bayerisch-Schwaben mit der Bahn als Verkehrsmittel. Hilfreicher Reisebegleiter ist die kostenlose MoBY-App, die Auskunft über den Fahrplan gibt. Wie und wo ich mein Fahrrad mitnehmen darf, gibt es auf der Website der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zu erfahren.

Titelbild: Stefanie Rösch

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