Trachten neu erleben mit Sandra Müller

Tipps der Designerin und Trachtenschneiderin

von Bernadette Buhl

Die Künstlerin Sandra Müller kommt aus Waldstetten bei Günzburg. Sie designt und fertigt ganz besondere Schmuckstücke. In ihrer Manufaktur entstehen in geduldiger Kleinarbeit vielfarbige Knöpfe mit fröhlichen Mustern, die das Leben bunter machen. Dabei sind sie viel mehr, als einfach nur Knöpfe. Sie sind echte kleine Kunstwerke.

 

Foto: Florian Trykowski

Foto: Florian Trykowski

Foto: Florian Trykowski

 

Liebe Sandra, was genau gibt es bei dir? Hast du einen Lieblingsknopf?

In meiner Werkstatt entstehen vor allem Mieder und Westen, Feierabendkappen und Festtagskronen, Krägen und Kunstobjekte sowie viele, viele Posamentenknöpfe. Die werden mit Nadel, Faden und Geduld aus Holzscheiben und bunten Garnen in historischen Techniken gewickelt, gewebt und bestickt. Es gibt unzählige alte Muster, auf deren Grundlage inzwischen auch etliche moderne Weiterentwicklungen entstanden sind. Und es nimmt kein Ende, immer wieder fällt mir eine neue Technik-Kombination oder Verarbeitungsvariante ein. Einer meiner Lieblingsknöpfe ist jedoch der schlichte Ottobeurer Knopf, weil er verhältnismäßig schnell gemacht ist, aber auch viele Variationsmöglichkeiten bietet.

Was muss man als Knopfmacherin können? Wo hast du das gelernt?

Als Knopfmacherin oder Knopfmacher kommt man ohne Geduld und gutes Augenmaß nicht weit. Als Neuling braucht man eine Stunde für einen Knopf, den ich als Profi in 10 Minuten schaffe. Aber je nach Technik, Material und Größe gibt es auch immer wieder mal Knöpfe, an denen ich pro Stück drei Stunden oder mehr arbeite. Das Knopfmacher-Handwerk habe ich während meiner Lehrzeit zur Damenschneiderin bei der Trachtenberatungsstelle des Bezirks Schwaben gelernt und war an seiner Wiederentdeckung und Neuerforschung beteiligt. Ich habe an einigen Büchern zum Thema mitgeschrieben und viele Kurse gegeben, was einen neuen Handarbeits-Trend losgetreten hat. Das erstaunt und freut mich immer wieder.

Wie kommst du zu deinen bunten Kreationen? Was inspiriert dich dazu?

Ob Kleidung, Kopfbedeckungen, Kunst oder Knöpfe – bei meiner Arbeit inspirieren mich historische und regionale Trachten aus Bayern und dem Rest der Welt. An ihnen haben sich so viele erstaunliche Handarbeitstechniken erhalten. Ich beschäftige mich überhaupt gerne mit Dingen, die Geschichte haben und überlege mir Möglichkeiten für eine Übersetzung in die Gegenwart. Ich mag Vielfalt und Selbermachen, Gedichte und Gespräche, Wald und Berge, Musik und Menschen, verrückte Styles und mutige Mode. Und ich konzentriere mich gerne aufs Schöne und Bunte im Leben, von dem Rest gibt’s eh genug.

 

Foto: Florian Trykowski

Foto: Florian Trykowski

 

Wo kann man deine Knöpfe kaufen und gibt es die Möglichkeit das Knopfmachen bei dir zu erlernen?

Über eine Musterkarte kann man bei mir aus 24 verschiedenen Knopfdesigns wählen und Knöpfe unterschiedlicher Größe und Farbe in Auftrag geben. Meine Posamentenknopf-Manufaktur ist außerdem der erste Fachhandel für Knopfmacher-Zubehör im deutschsprachigen Raum. Über meine Homepage www.posamentenknopf-manufaktur.de verkaufe ich alles, was man zum Knopfmachen braucht und biete zudem regelmäßig Kurse an. Da ich kein Auto habe und die Leute auch gerne in meine Heimatregion locke, finden die meisten im Landkreis Günzburg statt. Über www.trachtenpunk.com verkaufe ich Schmuck und textile Accessoires mit Posamentenknöpfen. Im Herbst stelle ich diese Sachen auch auf ausgewählten Märkten aus, z.B. dem Trachtenmarkt in Greding, dem Textilmarkt im Augsburger Textil- und Industriemuseum und dem Textilmarkt in Kloster Benediktbeuern. Einen Laden habe ich nicht, aber wenn man sich für meine Produkte interessiert, kann man einen Termin vereinbaren und mich in meiner kleinen bunten Werkstatt besuchen.

Jetzt beginnt die Volksfestzeit. Welche Feste besuchst du?

Durch meine unterschiedlichen beruflichen Standbeine habe ich leider kaum Zeit auf vielen Festen zu tanzen, obwohl es in meiner Umgebung einige schöne Feschtle gibt. Wenn ich es einrichten kann besuche ich lieber kleine Konzerte oder Veranstaltungen im soziokulturellen Zentrum Stückwerk in Krumbach. Dort entsteht auf ehrenamtlicher Basis so viel Spannendes, das Menschen zusammenbringt und ich kann mich auch selbst einbringen, um meine Region mit zu gestalten. Das erfüllt mich persönlich mehr als ein Volksfest-Besuch. Trotzdem finde ich es schön und wichtig, dass so viel wie möglich gefeiert wird und ich hoffe, ich kann zumindest beim nächsten Maibaum-Aufstellen in unserem Dorf wieder mit von der Partie sein. Wer dabei in welcher Art von Trachten-Interpretation auftaucht ist mir übrigens egal: ich freue mich, dass es in Bayern überhaupt so eine große Vielfalt an Möglichkeiten gibt, Tracht zu tragen – von historisch authentischer Nacharbeitung über Gebirgs- und Vereinstracht, bis zu Waschdirndl, Partykleid oder individueller Zusammenstellung ist doch für jeden Geschmack etwas dabei.

Und wo in der Region entspannt die Trachtenpunkerin am liebsten?

Am liebsten entspanne ich beim Radeln im grünen Günz- oder Kammeltal und danach in der heimischen Sauna. Auch ein Ausflug ins kleine, aber feine Stoffenried zum Freilichtmuseum Kreisheimatstube und dem idyllischen Dorfweiher lohnt sich immer. Im schönen Krumbach schlendere ich gerne mit einem Eis in der Hand durch den Stadtpark oder zur Gemüsewiese, dem städtischen Gemeinschaftsgarten. Und wenn ich wandern möchte, dann am liebsten rund um die Griesle Seen an der Donau oder zur Wannenkapelle bei Roggenburg. Fürs kurze Relaxen zwischendurch setze ich mich einfach mit einer schönen Tasse Kaffee in meinen Garten unter den Apfelbaum, höre den Staren und Spatzen beim Zwitschern zu und freue mich an den ganzen wilden Kräutern in der Wiese.

 

Titelbild: Florian Trykowski

 

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1 comment

Annemarie Missner 21.04.2023 - 17:21

Wunderschöner Beitrag, unser Schwabenländle ist sooo schön. Aber wichtig, Tips immer wieder neu. Die Umgebung nimmt man für selbstverständlich in Betracht, vergisst dass es doch besonders ist und mal der Natur zuhört.

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