…von Botschafter-Familie Henle:
Am letzten Wochenende im September habe wir uns aufgemacht, die wunderschöne Stadt Nördlingen zu erkunden. Hierfür haben wir uns vorher bei der Touristeninformation erkundigt, was alles geboten ist. An diesem Wochenende war der traditionelle Kunsthandwerkermarkt.
Um die Stadt aber auch kulturell erkunden zu können, haben wir uns entschlossen an einer Führung in der Nördlinger Altstadt teilzunehmen. Auch hier konnte uns die Touristeninformation weiterhelfen. Es gibt eine große Auswahl an Führungen für alle Altersklassen und zu vielen Themen. Wir haben uns für eine gemischte Tour für uns Eltern und unsere beiden Mädels entschieden.
Von früheren Besuchen in Nördlingen kannten wir bereits die vollständig erhaltene Stadtmauer, die wir bereits einmal komplett umrundet haben. Auch das Rieskratermuseum haben wir bereits besucht, hier kann man sich die Entstehung des Rieskrater und die Geschichte des Meteorieteneinschlages vor 15 Millionen Jahren eindrucksvoll erklären lassen.
Am Sonntag den 27.09.2020 ging es los. Die vorhergehenden Tage waren recht durchwachsen, aber zum Glück hat Petrus uns einen sehr schönen Herbsttag geschickt.
Die Führung sollte um 14:00 Uhr stattfinden. Da wir den vorher noch den Kunsthandwerkermarkt erkunden wollten, sind wir zeitig losgefahren. Die Stadt Nördlingen ist über die B2 von Neusäß aus gut zu erreichen.
Nach ca. 1 Stunde waren wir am Ziel.
Auf dem Markt gab es für die Kinder und uns jede Menge zu entdecken. Wundervoll gearbeitete Töpfereien, handgeschöpfte Seife, verschiedenste Strickwaren, herrliche Filztaschen und vieles mehr. Natürlich haben wir auch das eine oder andere gekauft. Zur Stärkung vor der Führung gab es dann an einem Stand leckere Bratwürste auf die Hand.
Stadtführung durch Nördlingen
Zur verabredeten Zeit um 14:00 Uhr trafen wir uns mit Frau Stempfle am Eingang zum Daniel. Nach einer herzlichen Begrüßen tauchten wir auch schon ein in die Nördlinger Vergangenheit.
Unsere Stadtführerin hat die Kinder wunderbar in die Führung eingebunden. Unsere jüngere Tochter war überrascht zu hören, dass im Mittelalter viele Menschen nicht lesen konnten (sie lernt es gerade in der Schule) und deshalb die Kirchen viel mit Bildern und Symbolen ausgestattet waren, um allen die Möglichkeit zu geben, die Geschichten aus der Bibel zu begreifen. Auch das Taufbecken in der Kirche Sankt Georg hat uns ein kleines Geheimnis verraten. Beim Lesen der Jahreszahl auf dem Taufbecken haben wir erst 1896 gelesen. Es war aber nur eine halbe 8 abgebildet. Hier wurde uns erklärt, das es im Mittelalter die Zahl 4, die wir kennen, gar nicht gab, sondern diese durch eine halbe 8 dargestellt wurde. Das Taufbecken enthielt somit die Zahl 1496.
Bei unserem Rundgang durch die Stadt wurden wir auf die vielen Abbildungen von Schweinen aufmerksam gemacht, diese werden zum Gedenken an die Sage ausgestellt, die sich am Löpsinger Tor zugetragen haben soll:
1440 wollte der Graf von Oettingen die Reichsstadt Nördlingen überfallen. Um in die Stadt zu kommen, soll er die Wächter des Löpsinger Tores bestochen haben, das Tor in der Nacht nicht zu schließen. Eine Frau wollte aber genau an diesem Abend ihrem Mann einen Krug Bier aus der Schänke holen und hat dabei gesehen, wie sich ein Schwein an der offenen Türe rieb. Mit dem Ausruf „So Gsell so !“ hat sie die Sau vertrieben und Ihr Mann hat dann Alarm geschlagen. So hat ein Schwein die Stadt Nördlingen gerettet, die Bürger haben sprichwörtlich Schwein gehabt. Den Ausruf „So Gsell so!“ hört man in der Stadt Nördlingen übrigens jeden Abend von 22:00 Uhr bis 24:00 Uhr jede halbe Stunde vom Glockenturm des Daniel. Der Türmer des Daniel ruft ihn somit fünf Mal für jedes der Stadttore einmal.
Nach dem Ende der Führung gab es erst mal ein Eis, um uns für den Aufstieg auf den Daniel zu rüsten.
Hoch hinaus auf den Daniel
Corona-bedingt dürfen derzeit nur maximal 25 Personen auf den Daniel und zwar immer um 10:00, 12:00, 14:00 und 16:00 Uhr. Es empfiehlt sich deshalb, früh genug am Eingag des Daniel zu stehen. Wir haben es geschafft und steigen die 360 Stufen zur Aussichtsplattform hinauf. Am Eingang und auf der Kassenebene sind Desinfektionsspender aufgestellt. Ab der Kassenebene ist das Tragen des Mundschutzes Pflicht.
Als erstes begrüßt uns die Hüterin des Turmes. Die Katze Lady Wendelstein. Seit mehr als 10 Jahren ist sie hier für die Taubenabwehr zuständig. Im letzten Jahr hat sie vom Oberbürgermeister der Stadt Nördlingen ein Urkunde zum Dienstjubiläum erhalten. Unsere Töchter Sarah und Larissa können sich von der süßen Katze kaum losreißen. Nun geht es aber auf die Aussichtsplattform.
Für den Aufstieg werden wir durch eine fantastische Aussicht belohnt. Man kann die Stadtmauer von oben deutlich erkennen. Auch die fünf Tore des Stadt sind von hier aus gut zu sehen. Der Rand des Rieskraters ist auch gut erkennbar.
Bevor wir den Turm wieder verlassen haben, gab es für die Kinder noch Postkarten mit dem Stempel des Daniel.
Der Turm wurde von den Nördlingern übrigens Daniel nach dem Bibelzitat „Und der König erhöhte Daniel über die ganze Landschaft“ benannt.
Es wird bestimmt nicht unser letzter Besuch in dieser schönen und interessanten Stadt sein.