Wenn jetzt die Tage länger werden und die Temperaturen allmählich steigen, erwacht die Natur vollendes aus ihrem Winterschlaf. Die ersten zarten Knospen zeigen sich an den Bäumen, die Vögel kehren aus ihren Winterquartieren zurück, und die Luft ist erfüllt von Frühling, Frische und Aufbruch. Jetzt ist die perfekte Zeit, um das Fahrrad aus dem Winterschlaf zu wecken und sich auf eine Erkundungstour durch die erwachende Riedlandschaft, sowie die Donauauen zu begeben.
Der Startpunkt unserer 45 Kilometer langen, gemütlichen Rundtour ist der Parkplatz am Sportplatz des SV Offenhausen in Neu-Ulm. Wir orientieren uns in östlicher Richtung und folgen dem geschotterten Fuß- und Radweg entlang dem Donauufer auf der Neu-Ulmer Seite bis zum SWU Wasserkraftwerk Böfinger Halde. Dort queren wir die Donau und rollen weiter entlang dem Flussufer in Richtung Talfingen. Durch den Ort hindurch und den Radwegweisern Richtung Langenau folgend, verlassen wir Talfingen auf Höhe des Friedhofs und folgen dem baulich getrennten Radweg entlang der Landstraße bis zum Bahnhof Oberelchingen.
Auf den Spuren Napoleons
Am Ortsausgang von Talfingen befindet sich eine etwas versteckte Infotafel zur Schlacht bei Elchingen, die nicht nur geschichtsinteressierten ein Begriff ist. Denn Mitte Oktober des Jahres 1805 war es hier ganz und gar nicht friedlich und idyllisch: Kaiser Napoleon traf, nur wenige Kilometer vor den Toren der Freien Reichsstadt Ulm, mit seinen Truppen auf die österreichischen Streitkräfte unter Erzherzog Ferdinand von Österreich-Este. Die Schlacht hatte einen entscheidenden Ausgang für den weiteren Verlauf des Zweiten Napoleonischen Krieges, der schlussendlich im Jahr 1806 mit einem Sieg Napoleons endete.
Entlang der gut ausgeschilderten Napoleon-Runde, einem von sechs offiziellen Radwegen im Landkreis Neu-Ulm, könnt ihr euch auf die Spuren Napoleons Bonapartes begeben. Die 43 Kilometer lange Tour ist mit einem quadratischen Tourensymbol mit dem Konterfeis des Kaisers auf grünen Grund gekennzeichnet und startet am Bahnhof Talfingen.
Der Schwäbische Barock bietet mit dem Kloster Oberelchingen, das hoch über der Landschaft thront, ein beeindruckendes Bauwerk, bei dem selbst der kriegerische, französische Kaiser ins Schwärmen geriet. Auch wenn die Anfahrt über die sehr steile Klostersteige vis-à-vis des Bahnhofs ohne E-Bike mühevoll ist, lohnt sich der Blick ins üppig mit Gold verzierte Innere des Gotteshauses. Der Ausblick vom Klostergarten über das Donautal macht die Anstrengungen vollends wieder wett. In der Klosterbräustube kann zudem sehr gut und zünftig, regional gegessen werden.
Im benachbarten Unterelchingen biegen wir kurz nach dem Bahnhof halbrechts in die Straße Langen Straße. Wir rollen auf dieser durch den Ort und überqueren auf Höhe des Autobahnkreuzes A7/A8 die Bahnschienen der Brenzbahn. Durch Felder und Wiesen folgen wir den Radwegweisern und fahren entspannt weiter parallel zur Trasse bis nach Langenau. Zur rechten Hand befindet sich am Ortseingang an der Thalfinger Straße unübersehbar die Hobbytöpferei von Christa Reihle, bei der sich ein Blick auf und über den Gartenzaun lohnt.
Am folgenden Bahnübergang halten wir uns links und rollen bis zum Kreisverkehr. Für einen Abstecher zum Eiscafé Crema-Gelato Cattaruzza, mit dem ich schon seit frühster Kindheit sehr leckere Erinnerungen verbinde, folgen wir den Wegweisern Richtung Stadtmitte. Zur Weiterfahrt entlang unserer Route verlassen wir den Kreisverkehr an der ersten Ausfahrt und rollen auf der Olga- und Lenaustraße bis zum Bahnhof Langenau bzw. der T-Kreuzung mit der Wörthstraße. Hier orientieren wir links und biegen im Anschluss rechter Hand in die Straße In den Lindeschen ein. Am Rande des Gewerbegebietes erreichen wir den Wanderparkplatz und Startpunkt des Umweltlehrpfades Riedweg.
Der sechs Kilometer lange Umweltlehrpfad informiert auf 14 Informationstafeln über verschiedene Aspekte des Donaurieds im Hinblick auf Ökologie, landwirtschaftliche Nutzung, Flora und Fauna.
Entschleunigung im Ried
An der T-Kreuzung mit der Straße Ostener Kuften orientieren uns in südlicher Richtung und rollen die nächsten Kilometer entschleunigt durch die Riedlandschaft, die als Wasserschutzgebiet sogar die Landeshauptstadt Stuttgart mit Trinkwasser versorgt. Hier mäandert die Nau, ein Nebenfluss der Donau, durch die Feuchtwiesen. Entlang des ruhigen und malerischen Flusses wiegt sich das Schilf sanft im Wind. Das klare Wasser plätschert leise vor sich hin, während es sanft über die glatten Kieselsteine gleitet und im Sommer Kühlung für die beanspruchten Waden verspricht, wie ihr auf dem Titelbild des Beitrages sehen könnt.
Entlang der Nau lässt sich auch der ein oder andere scheue Fischreiher beobachten, sowie die Störche, wenn sie im Frühjahr zurück in ihre Heimat kehren. Unsere Route führt uns weiter auf der Donautäler-Querverbindung bis nach Riedheim. Dort orientieren wir uns Richtung Leipheim und stoßen noch vor der Donaubrücke auf der Höhe des Fußball- und Tennisfeldes auf den Donau-Radweg.
Der Donau-Radweg führt als Fernradweg durch acht verschiedene Länder – Deutschland, Österreich, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien – und bietet Radfahrern eine unvergleichliche Möglichkeit, die Schönheit und Vielfalt Mitteleuropas im Sattel zu erleben. Der Teil von Donaueschingen bis Budapest (rund 1300 Kilometer) gilt als sehr ausgebaut und folgt dabei einer antiken Römerstraße entlang des Donaulimes.
An der schönen blauen Donau zurück nach Neu-Ulm
Diesem folgen wir unter dem im Sommer grünen Blätterdach durch die Donauauen bis nach Weißingen. Hier sind bereits Schneeglöckchen und Märzenbecher, deren zarten weißen Blüten wie kleine Glöckchen wirken, die ersten Frühlingsboten.
In Weißingen orientieren wir uns weiter auf dem Donau-Radweg in Richtung Nersingen und treffen am Autobahnsee Unterelchingen wieder auf die Napoleon-Runde, der wir bis zur Donaubrücke Glockerau folgen. Unweit des Autobahnsees kann im Wirtshaus am Riedelsee nochmals eingekehrt werden. An der Donaubrücke Glockerau angekommen, überqueren wir nicht den Fluss, sondern rollen weiter entlang des Damms bis zur Donaubrücke bei Thalfingen. Hier brüten im Schilf die Blesshühner und Enten, und die Donaualtwasser sind ein wunderbarer Rückzugsort für verschiedene Wasservögel.
In Thalfingen wechseln wir auf die andere Seite der Donau und radeln bis zum Wanderparkplatz am Pfuhler Weg. Hier tauchen wir wieder in den schattigen Blätterwald entlang des Donauufers ein und folgen diesem bis zum Brandstädter See, der zwischen Büschen und Bäumen versteckt liegt. Der See, umgangssprachlich auch als „Pfuhler Baggersee“ bekannt, lädt schon im Frühling zu einer kleinen Auszeit am Ufer ein und im Sommer natürlich zu einem erfrischenden Sprung ins kühle Nass. Weiter entlang der schönen blauen Donau radeln wir ab dem SWU Wasserkraftwerk Böfinger Halde auf bekannten Pfaden bis zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem Parkplatz am Sportplatz.
Tourstart:
- Parkplatz am Sportplatz des SV Offenhausen, Schubertstraße, 89231 Neu-Ulm (GPS 48.4069452083019, 10.017933880423302)
- Einstieg an den Bahnhöfen in Thalfingen, Elchingen und Langenau möglich.
Einkehrmöglichkeiten:
- Sportgaststätte SVO, Steinhäulesweg 1, 89233 Neu-Ulm
- Klosterbräustuben, Klosterhof 1, 89275 Elchingen
- Eiscafé Crema Gelato Cattaruzza, Hindenburgstraße 14, 89129 Langenau
- Wirtshaus am Riedelsee, Meerholzweg 2, 89275 Elchingen
Routen-Orientierung:
Zug um Zug zur Radtour in Bayerisch-Schwaben mit der Bahn als Verkehrsmittel. Hilfreicher Reisebegleiter ist die kostenlose MoBY-App, die Auskunft über den Fahrplan gibt. Wie und wo ich mein Fahrrad mitnehmen darf, gibt es auf der Website der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zu erfahren.
Titelbild: Stefanie Rösch