Die mystische Geschichte Nördlingens

Von Kratern, Hexen und Türmern

von Bernadette Buhl

Eine Stadt voller Geschichte: Nördlingen liegt direkt an der Romantischen Straße im Ferienland DONAURIES. Erstmals erwähnt im Jahre 898 ist sie wohl das Idealbild einer mittelalterlichen Stadt: Sie ist umgeben von Deutschlands einziger vollständig erhaltenen und rundum begehbarern Stadtmauer. Ein Spaziergang auf der rund 2,5 Kilometer langen Wehranlage mit ihren pittoresken Toren und Türmen bietet dir romantische Ausblicke über die Altstadt und das Nördlinger Ries. Wir erzählen dir, was du bei deinem Nördlingen-Besuch unbedingt besichtigen solltest.

 

Foto: Florian Trykowski

Foto: Florian Trykowski

 

Der Daniel mitsamt Türmer

Im Volksmund wird er liebevoll Daniel genannt: Der Glockenturm der Sankt-Georgskirche ist fast 90 Meter hoch und lässt dich als Belohnung der 350 bewältigten Stufen nach oben einen Rundblick über das Ries gewähren. Halbstündlich zwischen 22 und 0 Uhr ruft von dort oben der bis heute tätige Türmer einen alten Spruch über die nächtliche Stadt: „So G’sell, so!“ erschallt der Wächterruf täglich. Früher ein Zeichen dafür, dass die Stadt sicher sei. 

Dazu gibt es eine Überlieferung: Einst geht die Frau des Lodenwebers Hans Dauser spät abends aus dem Haus. Am Löpsinger Tor entdeckt sie eine entlaufene Sau, die ihr Hinterteil am Tor reibt. Dann erst bemerkt die gute Frau: das Tor ist nicht geschlossen! Sie treibt die Sau mit „So G’sell, so!“ Weg und schlägt Alarm. Der Bürgermeister lässt Sturm läuten und das Tor wieder sichern. Noch in der gleichen Nacht wird sein Wächter verhaftet. Unter Folter gesteht er: Der Oettinger Graf hatte ihn bestochen, um die Stadt einnehmen zu können. Die Nördlinger hatten im wahrsten Sinne also Schwein gehabt.

 

Foto: Florian Trykowski

Foto: Florian Trykowski

 

Hexen, Rieskrater- und Stadtmauer Museum

Die einzigartige Landschaft des Donauries hat einen Durchmesser von etwa 25 Kilometern. Sie entstand bereits vor rund 15 Millionen Jahren. Damals schlug ein Meteorit auf die Erde ein und bildete einen Einschlagskrater mit vielen geologischen Besonderheiten. Kein Wunder, hatte er doch stolze 70.000 km/h auf dem Buckel. Im Rieskratermuseum erfährst du alles zu den spannenden Hintergründen. Dabei darfst du sogar ein Stück echtes Mondgestein bewundern.

Das Stadtmauer-Museum im Löpsinger Torturm ist als Fenster in die Vergangenheit der Stadt ebenfalls ein Besuch wert. Es ist ein Wehrkundemuseum, das alte Uniformen, eine Kanone, eine große Zinnsoldaten-Sammlung und ein großes Modell der Stadtmauer zeigt. Zudem findest du hier eine Fotoausstellung über Bestattungen alter Kulturen, die in Nördlingen ansässig waren.

Ein dunkles Kapitel der Stadt ist das der Hexenprozesse. Über 80 Frauen und Männer wurden hier im Mittelalter der Hexerei beschuldigt. Dabei wurden insgesamt 34 Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Häufig wurden deren Geständnisse auf tragische Weise „erfoltert“. Das Feuer an der Richtstätte am Galgenberg war laut den Überlieferungen weit über das ganze Ries zu sehen. Dazu gibt es eine spannende kostenlose Lauschtour, die du nicht verpassen solltest.

 

 

Lese auch das Interview mit Horst Lenner, dem Türmer des Daniel.

 

11Titelbild: Florian Trykowski

 

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