Ein wunderschönes Wochenende in Augsburg

von Gastbeitrag
Augsburg-Rathausplatz

Ein Gastbeitrag von Ina Franke (Genussbummler):

„Was kennen Sie denn alles von Augsburg?“ Das war die erste Frage, die mir Gudrun, meine sympathische Stadtführerin, am Freitag morgen vor dem Beginn der Stadtführung stellte. Bevor ich mich intensiver mit der Stadt in Bayerisch-Schwaben beschäftigte, war dies tatsächlich nur die Fuggerei und die Puppenkiste. Während der Recherche erfuhr ich noch, dass Augsburg ein historisches Wassersystem besitzt, das mittlerweile UNESCO-Welterbe ist. Gudrun klärte mich direkt auf, dass die Stadt viel mehr zu bieten hat. Und so zogen wir los.

Augsburg BrunnenAugsburg-bei-Nacht
Augsburg bei Nacht

Das römische Augsburg

Wie ich erfuhr, wurde die Stadt vor 2000 Jahren von den Römern als Augusta Vindelicum gegründet. Somit zählt sie zu den ältesten Städten Deutschlands. Aufgrund seiner Nähe zu den schiffbaren Flüssen Lech und Donau wurde Augsburg ein florierender Handelsplatz und Hauptstadt der Provinz Raetien. Dadurch entstanden in der römischen Siedlung viele Prachtbauten, Thermen, Tempel und ein ausgeklügeltes Wasserleitungssystem.
Einige Spuren der Römerzeit entdecken wir auf dem Domvorplatz.

Augsburg-Roemermauer

Funde aus der Römerzeit

 

An der sogenannten römischen Mauer stehen Replike von Funden aus der Römerzeit, wie z.B. Reliefe, Grabsteine und Statuen. Auf dem frei zugänglichen Ausgrabungsgelände davor erkennt man die Grundmauern einer römischen Kapelle. Mehr aus der Zeit der Römer erfährt man im römischen Museum von Augsburg.

 

Der Augsburger Dom und der wunderschöne Hofgarten

Im Vergleich zu anderen bekannten Kirchen ist der Dom der Stadt relativ unscheinbar. Im Inneren zeigt er aber seine Pracht. Das besondere dieser Kirche sind die fünf Prophetenfenster, die oben im Hauptschiff hängen. Sie sind die ältesten figürlichen Fenster weltweit. Auch wenn sie sehr hoch hängen, erkennt man trotzdem ihre Pracht. Sehenswert sind auch die alten Wandmalereien, die bei Renovierungsarbeiten freigelegt wurden.

Augsburger Dom
Augsburger Dom
Augsburger-Dom-Prophetenfenster
Die fünf Prophetenfenster

Nach dem Besuch des Doms sollte man einen Abstecher zum Hofgarten machen. Der kleine versteckte Park ist eine Ruheoase mitten in der Stadt. Hier kann man auf den Stühlen und Bänken zwischen den blühenden Pflanzen eine kleine Pause einlegen. Am liebsten hätte ich mich dort hingesetzt und die Ruhe genossen.

Augsburg-Hofgarten

Der idyllische Hofgarten

 

Augsburger Wassermanagementsystem – UNESCO-Welterbe

Man sollte meinen, dass die berühmte Fuggerei zum Welterbe erklärt wurde. Doch das alte und ausgeklügelte Wassermanagementsystem ist von der UNESCO gekührt worden. Ich erfahre, dass der Ausbau, wie er noch jetzt zu erkennen ist, schon im 8. Jahrhundert begann. Das Wasser der drei umgebenden Flüsse Lech, Wertach und Singold wurde durch Kanäle in die Stadt geleitet.

Augsburg-LechviertelAugsburg-LechviertelAugsburg-Lechviertel

 

Bei einem Spaziergang durch die Stadt fällt einem schnell auf, wie viele es davon in Augsburg gibt. Es soll hier mehr Brücken als in Venedig geben. Besonders im Lechviertel ist dies sichtbar.
Im Mittelalter wurde das Wassersystem verfeinert und durch Aquädukte auch in die Oberstadt geleitet. Von Wassertürmen wurde das Wasser weitergeleitet. Am roten Tor steht auch heute noch einer. Dieser Wasserturm ist wohl der älteste Mitteleuropas. Interessant ist, das schon damals Brauch- und Trinkwasser getrennt wurden.
Im Mittelalter erfolgte die Trinkwasserversorgung der Stadt durch Brunnen, zu denen auch die drei prächtigen Monumentalbrunnen der Maximilianstraße gehören, Augustus-, Herkules- und Merkurbrunnen. Am Augustusbrunnen wurde neben dem Stadtgründer den drei Flüssen Lech, Wertach und Singold ein Denkmal gesetzt.

Augsburg-Augustusbrunnen

Augustusbrunnen

 

Über die 22 Stationen des Wassermanagementsystems von Augsburg gäbe es viel zu berichten. Nicht umsonst gibt es zu diesem Thema eine eigene Stadtführung. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich im Welterbe Info-Zentrum informieren oder mit Hilfe der Bayerisch-Schwaben-App eine Lauschtour auf eigene Faust unternehmen. Doch leider habe ich weder für das eine noch für das andere Zeit.

 

Die Fuggerei – die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt

Die Kaufmannsfamilie der Fugger war im Mittelalter eine der bedeutendsten der bekannten Welt. Den Hauptsitz ihres großen Imperiums lag in Augsburg. 1521 stiftete Jacob Fugger die 140 Häuser umfassende Siedlung. Dort lebten 150 katholische Bürger in ca. 60 qm großen Wohneinheiten für eine jährliche Miete von 0,88 €. Noch heute kann man dort für diese Jahres-Kaltmiete wohnen. Bedingung ist auch heute noch, dass man Augsburger, katholischer Bürger und gut beleumundet ist.

Augsburg-FuggereiAugsburg-FuggereiAugsburg-Fuggerei

 

Die Fuggerei kann besichtigt werden, der Eingang ist an der Jacoberstraße.
Ich war bei meinem Aufenthalt in Augsburg zwei mal dort. Das erste Mal nachmittags nach der Stadtführung. Um diese Uhrzeit war es dort relativ voll, da auch einige Reisegruppen dort waren. Das zweite Mal am Sonntagabend um 9 Uhr abends. Da hatte ich die Straßen der Fuggerei für mich und konnte mich in Ruhe umsehen. Leider haben um diese Uhrzeit das interessante Fuggereimuseum, die Schauwohnung und der Weltkriegsbunker geschlossen. Einen Besuch kann ich jedem Empfehlen, der mehr über das Leben dort von früher und heute wissen möchte.

 

Fugger- und Welser Erlebnismuseum

Eine absolute Empfehlung für Groß und Klein ist dieses Erlebnismuseum. Nur wenige Minuten zu Fuß vom Dom entfernt liegt das Museum, in dem man viel über die Geschichte der berühmten Familien der Stadt erfährt – der Fugger und Welser. Das wirklich tolle an diesem Museum ist die interaktive Gestaltung der Ausstellung, die sie auch für Kinder interessant macht.

Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum
Interaktive Ausstellung zum Mitmachen
Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum
Auf einem Handelsschiff
Fugger-und-Welser-Erlebnismuseum
Hologramme berichten aus der Fuggerzeit

 

An vielen Stationen konnten mit einem Pfeffersäckchen Audios oder Hologramme aktiviert werden, wodurch man weitere Informationen erhält. Es gibt Rätsel, Knotenanleitungen und viel mehr zum Mitmachen und Erleben. Ich hatte bei diesem Besuch sehr viel Spaß und habe viel Neues erfahren.

 

Ein Ausflug in die Uhrenstadt Friedberg

Auch wenn Augsburg viele interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, sollte man einen Ausflug in die kleine Nachbarstadt Friedberg unternehmen. Ich machte mich am Samstag auf den Weg dorthin. Mit dem Regionalexpress brauchten wir vom Hauptbahnhof nur wenige Minuten bis Friedberg. Der zentrale Platz ist der Marienplatz mit dem prächtigen Marienbrunnen und dem historischen Rathaus.

Friedberg-Marienplatz
Marienplatz mit dem Marienbrunnen
Friedberg-Ratssaal
prächtiger Ratssaal im Rathaus

 

Von dort aus starteten wir auf eine Lauschtour durch die Stadt. Auch diese findet man in der Bayerisch-Schwaben-App. In ungefähr zwei Stunden erfuhren wir z.B., dass Friedberg früher für die vielen Uhrmacher über die Grenzen hinaus bekannt war. An vielen Häusern entdeckten wir Schilder, die an die alten Uhrmacherfamilien erinnerten, die dort wohnten.

FriedbergFriedberg

 

Die Tour führte uns an der Stadtmauer vorbei bis zur Wallfahrtskirche Herrgottsruh.
Nach einem kurzen Spaziergang gelangte ich wieder zurück in die Stadt. Ich besichtigte das Wittelsbacher Schloss und bestaunte die vielen dort ausgestellten Friedberger Uhren und lernte einiges über die Manufaktur von Fayencen, einer Keramik.

Friedberg-Welserschloss
Das Friedberger Welserschloß
Friedberg-Uhr
Kunstfertige Uhr aus Friedberg
Friedberg-Museum-Uhrmacherarbeitsplatz
Arbeitsplatz eines Uhrmachers
Friedberg-Fayencen
Fayencen-Krüge

 

Zur Stärkung kehrte ich in das Schlosscafé ein und gönnte mir ein leckeres Stück Kuchen auf der schönen Terrasse.

Friedberg-Schlosscafe

Terrasse des Schlosscafés

 

Kulinarisches in Augsburg

Natürlich darf bei einem Städtetrip das Kulinarische nicht fehlen. Einen schönen Spot für einen Mittagssnack zeigte mir Gudrun bei der Stadtführung – den Augsburger Stadtmarkt. Dieser liegt mitten in der Innenstadt und ist eine Mischung aus Bauern- und Streetfoodmarkt. Neben den Erzeugnissen aus dem Augsburger Umland gibt es hier italienische, griechische und lokale Spezialitäten. Der perfekte Ort für eine kleine Auszeit von der Stadterkundung.

Augsburg-StadtmarktAugsburg-Stadtmarkt

 

Den Samstagabend ließ ich im Tafeldecker, einem kleinen Restaurant in der Fuggerei ausklingen. Dort servierte man uns bayerische Tapas. Mal ein etwas anderes Konzept und durch die Tapas ist es möglich, mehrere Gerichte zu probieren.

Augsburg-Tafeldecker

Tapasauswahl im Tafeldecker

Bei schönem Wetter sollte man unbedingt einen der schönen Biergärten der Stadt besuchen, wie z.B. die Kahnfahrt mit wunderschönem Kanalblick oder Lug ins Land an der Stadtmauer. Hier erhält man gute Hausmannskost in einmaliger Atmosphäre.

Augsburg-Kahnfahrt

Der wunderschöne Ausblick der Kahnfahrt

Das Wochenende in Augsburg hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt hat sehr viel Flair und bietet viel Potential für Entdeckungen. Auch wenn ich in den paar Tagen schon sehr viel gesehen habe, blieb doch wenig Zeit übrig, um z.B. das Brechthaus und das Leopold-Mozart-Haus zu besuchen. Auch für das TIM – das staatliche Textil- und Industriemuseum blieb nur wenig Zeit. Doch ich komme sehr gerne wieder, um auch noch den Rest zu erkunden.

 

Die Reisebloggerin Ina Franke vom Blog https://genussbummler.de/ war auf einem Städtetrip in der Region unterwegs. Sie hat für den Bayerisch-Schwaben-Blog die Städte Augsburg und Friedberg besucht und ihre Kultur erlebt.

Hier stellt sich Ina Franke selbst kurz vor:

Ich bin Ina, Jahrgang 1976 und wohne im schönen Düsseldorf. Seit 2015 berichte ich auf meinem Reiseblog Genussbummler von meinen Roadtrips und Städtereisen, sowie von den kulinarischen Entdeckungen.

Schon früh hat es mich in die Welt hinaus gezogen um diese zu erkunden. Wann immer es neben dem Hauptjob möglich ist, bin ich unterwegs, am liebsten mit meinem Partner. Am liebsten unternehme ich Roadtrips, z.B. im Westen der USA, Neuseeland oder Namibia. Aber auch die Länder Europas sind gern gesehen Ziele

In den letzten Jahren kamen mehr und mehr Ziele in Deutschland dazu. Denn auch im Heimatland gibt wunderschöne Regionen und Städte. So erkundete ich den Ostseefjord Schlei, das Franken- oder Sauerland. Dank Corona erwanderte ich in den letzten Monaten das bergische Land und den Niederrhein.

Ein wichtiger Punkt meiner Reisen ist die Kulinarik. Gerne gehe ich in besondere Restaurants oder besuche Märkte oder Kochkurse, um die lokalen Spezialitäten kennen zu lernen.

Ich freue mich schon sehr, Augsburg und Umgebung zu erkunden, denn hier war ich noch nie. Natürlich kenne ich als Kind der 80er die Augsburger Puppenkiste und die Fuggerei ist auch ein Begriff. Aber ich bin gespannt, was es noch zu entdecken gibt und welche lokalen Spezialitäten ich hier genießen darf.

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