inmitten geschichtsträchtiger Natur und Kultur.
Wandere mit mir über die Marienhöhe, Teil des Inneren Kraterrings – atme den Duft der dichten Baumlandschaft, lausche dem Zwitschern der brütenden Vögel – es ist Sommer . . .
Links am Wegesrand steigt der Geruch vom Bärlauch in die Nase. Altes Mauerwerk, eingewachsen in ein leuchtendes Hemd weißer Holunderblüten, zeigt den Weg über naturbelassene Stufen hinunter an einen ganz besonderen Platz . . .
Meyers Keller, das Wirtshaus mit der Küche vom Land.
Verträumt steht es vor mir, mit Efeu ummantelt und wildem Wein umgarnt, versteckt zwischen uralten Kastanienbäumen, der geniale Rahmen für ein Rieser Haus aus dem Jahr 1880, damals als Bier-Lagerkeller gebaut.
Es ist noch früh am Tag, Geschirr klappert, Stimmengewirr klingt aus der Küche, Tische werden schon mal eingedeckt, die Kieswege im Biergarten gerecht, die Blumen gegossen – und ich genieße den einzigartigen Blick über meine kleine Stadt und lass ihn wandern bis weit hinüber zum Riesrand – `was für ein gesegnetes Fleckchen Erde` was für ein Ruhepol inmitten der Natur.
„Was für ein gesegnetes Fleckchen Erde“ so schwärmt Evelin, Jockl`s Frau, eigentlich Joachim – „du meinst den Jockl?“ . . . jeder nennt ihn so, alle kennen ihn so. Die Kaisers sind die Wirtsleute und Joachim ist der geniale Koch.
Sein CREDO ist die Leidenschaft zum Produkt Essen und Trinken.
Der Respekt gegenüber dem Nahrungsmittel, hier an diesem geschichtsträchtigen Ort, du fühlst und kannst es förmlich riechen: die ideenreiche Frische – Küche aus der Landküche, rational und regional . . .
Ein bisschen Geschichte muss sein: seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bewirtschaften die „Kaisers“ dieses bierige Anwesen auch als Sommerausschank. Joachims Mutter war selbst Braumeisterin. Bis 1974 braute sie ihr eigenes Weizenbier, ein lecker Tropfen, ich habe es selbst probiert – gell da staunst du. Wenn man so viele Jahre auf dem Buckl hat wie ich da kennt man doch einige nostalgische und berühmte Rieser Institutionen – und Mutter Kaiser gehört auf jeden Fall dazu: warmherzig, freundlich, umgänglich, hilfsbereit mit viel Liebe im Herzen und auf den Lippen für die Gäste und auch ihre Angestellten.
„Als Abschiedsessen nach der Biergartensaison servierte damals so um 1980 der jugendliche Sohn „Jockl“ `sein` Käsefondue mit einem Schuss Champagner“ so schwärmt Uschi noch heute . . .
Viele Treppen führen hinab in den Gewölbekeller. Dort ruht heute der Wein und die Kellerschinken, ähnlich kleiner runder Ärschchen, sie reifen an der Decke hängend still vor sich hin. „Das Klima im Keller macht ihn einzigartig unter seinesgleichen“ – so erzählt mir Evelin verträumt und zeigt mir stolz das in der Tiefe des Hauses verborgene Gewölbe mit seinen lukullischen Schätzen. Hier wird die Sau tatsächlich zum Kultobjekt
Ja und jetzt erzähl ich dir ein klein wenig von Jockl`s Baby, dem Rieser Culatello Riserva. Aus dem Italienischen übersetzt ist es schlicht der Popsch, das Ärschlein – 30 Monate gereift – ein Unikat aus Meyers Keller. Rieser Landschweine, mit Meersalz, natürlichem Algenanteil und Pfeffer gewürzt und in der Schweinsblase gebunden – und dann fehlt natürlich noch der Schimmel.
Hier sag ich aber – Stop. Lass es dir aus erster Hand erzählen, vom Jockl (Joachim) selbst. Demnächst hast du Gelegenheit dazu. Wo? Natürlich auf dem Festival CittaSlow. Wann? Die Veranstaltung in Bayern läuft vom 14. Bis 16. August 2015 in Nördlingen in Bayerisch Schwaben
Meyers Keller, Jockl der Chef persönlich zelebriert die Kunst des Kochens, erklärt, zeigt und lässt dich probieren.
Also ich bin auf jeden Fall dabei. Wie wär`s, plan doch für den nächsten Familienurlaub in Bayern eine Reise ins Ries.
Als Abschluss zeig ich dir noch wie gemütlich es in der Gaststube aussieht mit seinen rustikalen Wänden, dem lichtdurchfluteten Gasträumen und dem „Wirtshaustisch zum Quatschen“ so nennt Evelin den Stammtisch.
„Höre geduldig den an, der mit dir spricht, beeile dich nicht ihn zu unterbrechen“ . . .
Aus Tausendundeine Nacht – so schreibt Jockl (Joachim Kaiser)
Und jetzt noch als Abschlussbild die Verantwortlichen, Schaffer, Gestalter, die Fleißigen und Nimmermüden vom letzten CittaSlowFestival
Links steht unser OB Hermann Faul, daneben Uschi Finck – dann der Jockl (Joachim Kaiser) usw . . . und mittig – so sagt man – da steht David Wittner mit dem Mikrofon in der Hand und hält strahlend seine Dankesrede.
5 comments
Wow, da hängt der Himmel voller Schinken!
Ja so kann man „singen“ – da hängt der Himmel voller (Geigen) Schinken. Sie singen ihre eigene Melodie – denn sie sind NICHT aus einer Masttieranlage. Sie wurden artgerecht gehalten. Viele Grüße aus dem Ries, Heidi Källner
Lebe seit 20 Jahren in Suedamerika , aber wenn ich von der Marienhoehe , Hexenfelsen und Meyers-Keller lese , da packt mich wieder fuerchterlich das Heimweh….. allein schon wegen der Teller-Sulz die es frueher dort regelmaessig gegessen habe………..
Hallo Herbert Zips,
es ist doch schön, dass Sie mit Nördlingen durch Erinnerungen immer verbunden bleiben – und letztendlich durch das Internet. Vielleicht ist doch mal ein Besuch in die alte Heimat möglich? Sie werden staunen, was sich inzwischen alles positiv getan hat. Auch die Teller-Sulz gibt es noch.
Viele Grüße von hier nach drüben, Heidi Källner
Danke Heidi Källner , fuer die heimatlichen Gruesse…….. ja , man schwelgt halt immer so in seinen Erinnerungen…. Na ich hoffe doch , dass ich die naechsten Jahre nocheinmal ins schoene und geliebte Ries zurueck komme….. dann werde ich natuerlich gerne wieder vorbei kommen , und meine Teller-Sulz verspeisen….. die fehlt mir wirklich hier..