…von Botschafter-Familie Glasner:
Schon seit 500 Jahren gibt es die Fuggerei in Augsburg – die älteste Sozialsiedlung der Welt. Sie liegt mitten in der schönen Fuggerstadt und ist am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Hier leben ca. 150 Bewohner, die 88 Cent Jahreskaltmiete bezahlen. Um sich für eine Wohnung in der Fuggerei bewerben zu können, muss man ein bedürftig und katholisch sein, sowie seinen Wohnsitz in Augsburg haben.
Spaziergang durch die Fuggerei
Wir sind gleich zur Öffnung der Fuggerei um 09.00 Uhr da und die ersten Besucher an diesem Tag in den bayerischen Sommerferien. Die Familienkarte kostet 12,00 Euro. Gleich zu Beginn unserer Besichtigung schauen wir und die Kirche St. Markus an und entdecken auch die Sonnenuhr an einer der Wände der vielen Gebäude. Immer wieder verstecken sich kleine Besonderheiten an den Wänden oder auf den Dächern der Fuggerei. Auch die von den Bewohnern teilweise sehr liebevoll geschmückten Fenster ziehen uns in ihren Bann. In der Fuggerei selbst ist es sehr ruhig und besinnlich. Die alten Weinstöcke, die an den Häusern entlang wachsen, beindrucken uns sehr. Was die hier wohl schon alles erlebt haben? Wir gehen alle wichtigen Punkte anhand der kleinen Broschüre ab, die wir am Eingang erhalten haben. An den Punkten – und auch zwischendrin – sind Hinweistafeln an den Häusern angebracht, die etwas über die Schule, das Holzhaus, die Krankenstation und vieles mehr erzählen.
Im ehemaligen Wohnhaus von Franz Mozart befindet sich nun der Eingang zum Museum der Geschichte und des Wohnens. Hier wird erklärt, wie es zur Errichtung der Fuggerei kam und dass die Fuggerei ewig bestehen soll. Im Museum kann man an vielen verschiedenen Sationen Informationen an Bildschirmen abrufen und anhören. Auch die Geschichten der Bewohner sind sehr interessant. Aber auch die Einrichtung der Wohnung mit einem alten Ofen, die spindelalten Betten und einem Abort ist sehr interessant anzusehen.
Wir schlendern weiter durch die Fuggerei und kommen zum Museum der Bewohner. Hier erzählen 14 Bewohner in der Herzkammer ihre persönliche Geschichte. Es ist sehr interessant und bewegend, die persönlichen Schicksale zu hören. Im Filmsaal können noch weitere Geschichten angesehen und angehört werden, die natürlich alle einen unmittelbaren Bezug zur Fuggerei haben.
Im angrenzenden Museum des Alltags können wir uns ein Bild davon machen, wie das Leben in der Fuggerei früher war und wie es heute ist. Eine Zeitreise im Schweinsgalopp sozusagen.
Im Bunker der Fuggerei wird vor allem die Geschichte der Bombennacht von 1944 genau betrachtet und erzählt. Durch die Dunkelheit und die Enge des Bunkers herrscht hier eine sehr bedrückende Stimmung. Man kann Zitate von Zeitzeugen lesen und Zeitzeugen hören, wie sie über die Bombennacht und die Tage danach erzählen.
Wir verbringen etwas mehr als eine Stunde Zeit in der Fuggerei, wobei man mit Sicherheit länger dort verweilen kann, um sich noch besser auf die gebotenen Inspirationen und Informationen einzulassen. Alles in allem ist die Fuggerei für Familien mit Kindern ab dem späteren Grundschulalter ein sehr gut geeignetes Ausflugsziel, wenn die Kinder an Geschichte interessiert sind.
Besuch im Fugger und Welser Erlebnismuseum
Wir wollen noch weiter zum Fugger und Welser Erlebnismuseum, um noch mehr über Jakob Fugger zu erfahren. Also laufen wir ca. 20 Minuten wir durch die Augsburger Altstadt – mit kleinem Abstecher zum „Steinernen Mann“ an der Augsburger Stadtmauer – zum Erlebnismuseum, das mitten in der Altstadt von Augsburg zu finden ist. Wir bezahlen auch hier 12,00 Euro Eintritt. Hier gibt es keine Parkmöglichkeit. Wir empfehlen wieder die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Erlebnismuseum ist dank des Aufzugs barrierefrei begehbar und erstreckt sich über ein Kellergeschoss (Bergwerk), das Erdgeschoss (Handel und Seereisen), den 1. Stock (Fugger und Welser) und den 2. Stock (Leben in und Geschichten aus der Zeit der Fugger und Welser).
An der Kasse erhalten wir kleine Säckchen, mit Hilfe derer wir an vielen Stellen im Museum Informationen anhören und ansehen können. Die Erwachsenen erhalten andere Säckchen und somit andere Geschichten und Informationen als die Kinder. Es handelt sich aber immer um Informationen zum gleichen Thema. Die Kinder erhalten außerdem jeweils ein Handelsbuch, das sie im Museum an verschiedenen Stellen mit einem ebenfalls ausgeteilten Bleistift ausfüllen und bearbeiten können. Konrad führt die Kinder durch das Museum. Zum Beispiel riechen sie an Gewürzen, prägen die Handelszeichen der großen Kaufleute in ihr Handelsbuch, schraffieren alte Münzen, hantieren mit alten Seefahrerkarten und Kompass, analysieren alte Weltkarten und binden Seemannsknoten. Es ist wirklich ein Museum zum Erleben der Geschichte.
Im Keller beziehungsweise im Bergwerk erfahren wir viel über das harte Leben der Bergmänner und darüber wie die wertvollen Steine gefördert wurden.
Im ersten Stock des Erlebnismuseums hören wir uns unter anderem an, wie sich Bartholomäus Welser und Jakob Fugger über ihre Geschäfte unterhalten. Durch die Hologramme hat man den Eindruck, man ist live beim Gespräch der beiden als Zuhörer anwesend. So wird Geschichte erlebbar.
Aus unserer Sicht ist das Erlebnismuseum für Kinder ab der 5. Klasse interessant, für jüngere Kinder könnten es ein wenig zu langatmig sein. Für den Besuch des Erlebnismuseums sollte man ca. 90-120 Minuten einplanen, je nachdem, wie viel man an den Infotafeln liest.