Kinder und Kultur wie Faust auf Auge? Nein ganz und gar nicht. Nicht jedenfalls bei den Kinderkulturtagen im Landkreis Günzburg und bei entsprechend zielgruppengerechter und netter, kurzweiliger Darbietung. Wir haben uns aus dem wunderbar vielfältigen Programm der diesjährigen Kinderkulturtage – sie laufen noch bis 5. November – eine Kinderführung im Kloster Wettenhausen ausgesucht: Zeichnen und Symbole im Kloster.
Treffpunkt der Führung – und hier endet auch die voran gegangene Führung „Was macht der Hund im Kloster?“ für die 4- bis 6-Jährigen – ist an der Klosterpforte. Astrid Thum, empfängt uns zur Klosterführung. Sie ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte am St.-Thomas-Gymnasium Wettenhausen nebenan. Auf unser Klingeln hin öffnet sich die „porta“ wie von Geisterhand. Nein, keine Angst, hier im Kloster gibt es keine Geister. Zumindest wenn dann nur gute. 11 Klosterschwestern leben hier und sind hier aktiv – die jüngste von ihnen, Schwester Mechthild, Mathelehrerin am Gymnasium in Wettenhausen, hat heute Dienst an der Pforte und hat uns Einlass gewährt. Wie früher – von sicherem Platze aus, ohne selbst an die Tür gehen zu müssen.
Wir dürfen den Besprechungsraum des Klosters betreten und uns gemütlich setzen. Hier haben die Schwestern früher Besuch empfangen. Selbst mussten sie in Klausur und hinter verschlossenen Gittern bleiben. Kaum mehr vorstellbar. Ohne jemandem hinter Gitter fanden hier auch Elterngespräche des Gymnasiusm statt. Wir werden hier begrüßt und mit allerhand Utensilien für unsere Führung „Zeichen und Symbole im Kloster“ ausgestattet: z.B. einer Lilie, einem Buch, einem Stern, einem Vogel, einem Granatapfel und einem Hund. Ja, zur Begeisterung der kids, sogar einem Hund! … als Stofftier …
Und warum? Weil es Zeichen sind, die wir während der Führung im Kloster immer wieder finden. Gleich zu Beginn im Bildnis des Heiligen Dominikus. Denn es handelt sich bei Wettenhausen um ein Dominikanerinnen-Kloster. Die Zeichen, die Kinder in Händen halten, beschreiben den Heiligen Dominikus, den Gründer des Dominikanerordens als brav (Symbol dafür ist die Lilie) und gelehrt (Buch). Als Wachhund Gottes würde er mit Licht die Welt erleuchten, wurde prophezeit, wofür im Bild der Hund mit Fackel steht. Und er würde die Welt mit Heiterkeit erfreuen – Symbol dafür ist der Stern als Licht über seiner Stirn.
Eine Station weiter erzählt uns Frau Thum über den Bau bzw. die Gründung des Klosters. Gräfin Gertrud von Roggenstein baute bzw. stiftete das Kloster. Im Hintergrund des Klosters ragt auf dem Stifterbild die Burg Roggenstein – vermutlich der heutige und deutlich weniger mächtige, aber faszinierende Kalvarienberg auf.
Die Führung reicht weiter in den Langen Gang. Mit Engeln und Motzköpfen und zahlreichen Bildern, die für das Gute und Böse stehen.
Und auch den wertvollen Palmesel des Klosters dürfen wir ansehen.
Highlight ist der Kaisersaal
Highlight des Klosters und auch für die Kinder beeindruckend in seiner Dimension und Farbigkeit ist der Kaisersaal im zweiten Stock des Klosters. Die Decke blau wie der Himmel mit farnähnlichen Akanthus-Ranken, zahllosen Engeln aus Stuck und viel Symbolik – beispielsweise der Acht bzw. achtfach vorkommende Motive als Zeichen für die Unendlichkeit – denn wenn man die 8 hinlegt erscheint das Zeichen für unendlich.

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in den wunderbaren Kreuzgang des Klosters mit einem der ältesten Gemäuer im Landkreis und einem idyllischen Innenhof.
Hier treffen sich jährlich die Größen der regionalen Wirtschaft zum Johannisempfang der IHK. Aber auch unterschiedlichste andere Veranstaltungen finden im Kloster Wettenhausen statt und sind auf www.klosterwettenhausen.de zu finden. Ansonsten sind Besichtigungen nach telefonischer Vereinbarung möglich und jährlich im Rahmen der Kinderkulturtage des Landkreises die Kinderführungen.
Die Kinderkulturtage haben noch Vieles mehr zu bieten!
Das Programm der Kinderkulturtage hält bis zum 5. November noch 14 weitere Veranstaltungen bereit – von der Zaubershow für Kinder ebenfalls in Wettenhausen über eine Turmführung mit der „Glöcknerin zu St. Veit“ in Leipheim und Kindertheater bis hin zum Rüberngeister Schnitzen am Torferlebnispfad Bremental, zum Zumba-Dance, Singen, Spielen, Basteln oder zum Theater-Workshop im Zehntstadel in Leipheim.
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