So G`sell So – der Riese im Ries, der Kirchturm Daniel

von Heidi Källner

das stolze Wahrzeichen der liebenswerten Stadt Nördlingen in Bayerisch Schwaben

Bist du ihm schon einmal begegnet, dem Riesen, dem höchsten Kirchturm im Ries? Kennst du ihn von außen? Ja und vielleicht sogar von innen? Lass dir von mir ein klein wenig über ihn erzählen, meinem heimatlichen Freund seit meinen Kindertagen.

Nördlingen, eine Stadt wie aus dem Baukasten, mit der rundum begehbaren Stadtmauer und den fünf Stadttoren. Schon aus weiter Ferne ist der Zeigefinger aus Schwabenstein zu erkennen. Ist ja auch keine Kunst mit seinen 89,9 Meter Höhe.

Kirchturm Daniel, das Wahrzeichen, der Mittelpunkt von Nördlingen

Kirchturm Daniel, das Wahrzeichen, der Mittelpunkt von Nördlingen

Gradlinig laufen die Straßen von den fünf Stadttoren auf den Kirchturm Daniel zu, dem Wächter dieser lebenswerten Stadt, und umkreisen ihn, den Diamant aus Suevitgestein.

Stadtmauer mit Stadttoren, Deininger - und Reimlinger Tor

Stadtmauer mit Stadttoren, Deininger – und Reimlinger Tor

Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit, der Daniel, der Westfrontalturm der Kirche St. Georg, gebaut auf ein Fundament von 12 Meter im Quadrat und 3,50 Meter dicken Mauern.

An den Ecken stützen mächtig gotische Strebepfeiler bis hinauf zum ersten Turmkranz und enden in starren Steinüberhöhungen – gekrönt mit spitzen aus Stein gemeißelten Türmchen, die Fialen.

Hier wohnen sie, die braun-rot-schwarz gefiederten Turmfalken. Könnt ihr sie hören, die Schreie der Herrscher der Lüfte über dem Marktplatz? Sie sind es, die mit hellem gli, gli, gli um den Kirchturm Daniel schießen, die alte Mauern zu ihrem Wohnsitz wählen.

Turmfalke Bewohner der aus Stein geformten Fialen

Turmfalke Bewohner der aus Stein geformten Fialen

Komm geh mit mir die ersten Stufen, die Wendeltreppe aus Stein bis hinauf zum Dachboden. Wie eine Schnecke zieht sich der erste Aufgang in die Höhe.

die erste Etappe, die steinerne Wendeltreppe am Turmaufgang

Die erste Etappe, die steinerne Wendeltreppe am Turmaufgang

Wendelstein – so war der ursprüngliche Name des stolzen Turmes vor vielen hundert Jahren.

Die ersten 100 Stufen sind geschafft, die restlichen 250 Stufen schaffen wir gemeinsam auch noch. 350 Stufen sind es insgesamt, vorbei am alten Uhrwerk von etwa um 1460, dem riesigen hölzernen Lastenaufzug von anno dazumal.

der hölzerne Lastenaufzug von anno dazumal

Der hölzerne Lastenaufzug von anno dazumal

Sträflinge mussten stundenlang in eine Richtung laufen und das Seil auf – und abspulen. Wie gesagt damals, denn heute ist alles schon ein klein wenig moderner.

Mal herhören . . . Erklärung zur Handhabung von damals

Mal herhören . . . Erklärung zur Handhabung von damals

Und weiter geht`s vorbei am unteren Turmkranz, hinein in die achteckige Bauweise. Vier Stockwerke sind quadratisch angelegt und drei achteckige vollenden den siebenstöckigen, mächtigen Bau.

Interessieren dich Jahreszahlen? Ja? Also: 1454 war Baubeginn – nach 36 Jahren Bauzeit  wurde 1490 dann das hölzerne Notdach aufgesetzt. Immer wieder schlug der Blitz in die Turmspitze, und immer wieder brannte es dort oben. 1539 bekam der Daniel dann letztendlich seinen Kuppelhelm mit der Laterne aufgesetzt:

Die Turmspitze, der Kuppelhelm mit der Laterne

Die Turmspitze, der Kuppelhelm mit der Laterne

Daniel „und der Herr erhöhte Daniel und machte ihn zum Fürsten über das ganze Land“ . . . so kam er, der höchste Wächter unserer Stadt zu seinem markanten Namen.

Jetzt hab ich dich in Gedanken mit hinauf genommen, Stufe für Stufe, vorbei an den VIER Glocken . . .

. . . die große Glocke, die Marienglocke mit dem herrlichen tiefen Ton, sie stammt aus Stargard aus der Marienkirche. Man nennt sie auch die Zwölf Apostel Glocke nach der auf ihr angebrachten Darstellung der 12 Jünger Jesu. Für mich ist es die „Pommern Glocke“, meine Heimatglocke, die Glocke meiner Erinnerungen. Seit 1952 jubiliert sie im Nördlinger Daniel.

. . . von 1496 stammt die älteste, die Hosianna Glocke, von einem Augsburger Glockengießer gefertigt – sie hat alle Kriege überlebt.

. . . 1961 kamen noch zwei kleinere Glocken dazu, die Gebetsglocken.

ALLE VIER Glocken hängen an Holzjochen im Stahlglockenstuhl.

Eine der vier Glocken, die kleine Gebetsglocke

Eine der vier Glocken, die kleine Gebetsglocke

Rieslandschaft
Und jetzt sind wir oben, ganz oben angekommen und stehen auf dem oberen Umgang. Der Blick geht weit hinaus in die durch den Meteoriteneinschlag vor 14,7 Millionen Jahren entstandene Rieslandschaft. 99 Kirchtürme soll man von hier aus sehen und zählen können – und egal aus welcher Himmelsrichtung man ins Ries kommt, man sieht schon von fern den Daniel, den Hüter und Wächter über Nördlingen.

Rundblick übers ganze Ries mit dem Blick zum äußeren und inneren Kraterrand

Rundblick übers ganze Ries mit dem Blick zum äußeren und inneren Kraterrand

Jetzt bin ich am Ende meiner Geschichte vom Daniel, dem Zeigefinger in den Himmel. Du hast mir zugehört und vielleicht planst du ja deinen nächsten Familienurlaub mit einem Abstecher nach Nördlingen und tauchst ein in die Kultur einer längst vergangenen Zeit. Es gibt noch viel zu erzählen z .B. über das Feuerhorn, die Feuerlaterne. Komm und besuche uns, dann erzähle ich dir noch mehr – versprochen.

Das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Möchtest du dem Ruf des Türmers lauschen? Einen Blick in die Türmerstube werfen? Den Ofen von 1881 bestaunen?

Eine Zierde in der Türmerstube, der gusseiserne Ofen aus dem Jahr 1881.

Eine Zierde in der Türmerstube, der gusseiserne Ofen aus dem Jahr 1881

Die Katze Wendelstein streicheln? Einen Blick ins Storchennest werfen? Das gibt es nur auf dem Daniel, dem beinahe 90 Meter hohen Kirchturm in Nördlingen im Ries.

Nördlingen, mein Urlaubstipp für einen genialen Familienurlaub im Ferienland Donau-Ries im bayerischen Schwabenland.

Also bis dann  „So  G`sell  So“

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