…von den Bayerisch-Schwaben Botschaftern Katharina Wischenbarth & Steffen Faßmann:
Wir haben uns heute mal wieder das beste Wetter herausgesucht und verbringen einen wunderschönen Tag in Günzburg.
Wir treffen uns mit dem Museumsleiter des Heimatmuseums, denn wir wollen etwas über die ‚Städtischen Anlagen‘ in Günzburg erfahren. Bevor wir uns in die Natur begeben, gehen wir zuerst ins Heimatmuseum hinein. Dort erfahren wir etwas über die Stadtgeschichte und was die Menschen vor 200 Jahren hier in Günzburg bewegte, wie man lebte und wie Günzburg aussah. Freizeitvergnügen war lange Zeit dem Adel vorbehalten, erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts entstanden erste Landschaftsparks, die bewusst auch für die Bevölkerung geöffnet waren. Im Museum entdecken wir Herr von Greyerz und Herr Reinert, die uns beide geschichtlich gesehen mit nach draußen begleiten.
Nach einer knappen halben Stunde verlassen wir das Heimatmuseum und gehen zum Marktplatz.
Wie sagte Ignaz Reinert damals so schön: ‚in einer halben viertel Stunde‘ kommt man vom Marktplatz in den Bürgerpark. Das wollen wir ausprobieren und flanieren den Marktplatz entlang, die Dillinger Straße hinunter und vorbei an einigen historischen Gebäuden und Kellerwirtschaften zu den städtischen Anlagen. Wir sind etwas schneller unterwegs als die Herrschaften von damals, denn wir brauchen nur 5 Minuten.
Kurz bevor wir ganz in den Park „Städtische Anlagen“ hineingehen, halten wir noch beim Löwenbrunnen. Hier haben damals viele Durchreisende von Ulm nach München für ein Päuschen angehalten. Dann überqueren wir die Straße und flanieren durch den Bürgerpark. Die Wege in diesem oberen Teil sind sternförmig angeordnet und an einer Infotafel kann man dies besonders gut sehen. Der Park und seine Wege wurden vor 200 Jahren von Bürgern für Bürger geschaffen. Gottlieb von Greyerz gründete 1810 die „Anlagen-Gesellschaft“ mit dem Ziel, einen frei zugänglichen Park als Erholungsort zu schaffen.
Und nun kommt das Interessante: Erst im Jahre 2015 wurde der Park nach Vorgaben und Plänen von damals wieder neu angelegt.
Wir schlendern weiter durch den Park und durch die Alleen, gesäumt von Linden und Buchen bis hin zur Märchenwiese. Hier stehen noch alte Tannen – groß und mächtig. Früher konnte man von hier zum Schloss Reisensburg blicken, wie wir auf alten Bildern gezeigt bekommen, doch heute ist die Sicht durch Bäume versperrt. Trotzdem lassen wir einige Minuten den Blick schweifen, riechen den frischen Herbst, sehen uns die bunten Bäume an und die grünen Tannen und Kiefern und gehen durch eine wunderschöne Allee zurück in Richtung Marktplatz.
Wer hätte gedacht, dass hinter einem scheinbar ganz normalen Park eine so spannende Geschichte steckt?
Wie wir heute erfahren haben, sagt man, Günzburgs Marktplatz sei das längste Straßencafé in Bayerisch Schwaben. Solange es irgendwie geht, sitzen die Günzburger draußen auf der Straße des Marktplatzes in den Cafés und auf den Bänken.
Wir lassen den Tag ausklingen und gönnen uns ein leckeres Mittagessen in einem der Restaurants.
Auch heute noch können Besucher auf den Spuren des Bürgertums des 19. Jahrhunderts wandeln – entweder, wie wir heute, als Abstecher ins Grüne, ausgehend vom Trubel des Marktplatzes, als Etappe auf dem DonAUwald Premiumwanderweg, der hier beginnt, oder in Verbindung mit einem längeren Spaziergang über den Kreuzberg bis zum Schloss Reisensburg. Genießen Sie es, wie die Leute vor 200 Jahren!
Viele Grüße
Katharina & Steffen
Tipp & Info: Das Heimatmuseum hat samstags und sonntags geöffnet von 14 Uhr bis 17 Uhr (Achtung: aktuell bis zum 30. November geschlossen, Stand 02.11.2020).
Weitere Infos erhält man auch über die Touristeninformation in Günzburg.