Die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber im Interview

Zum Augsburger Friedensfest

von Elisabeth Helfer

Seit rund drei Jahren ist Eva Weber die erste Oberbürgermeisterin in der Geschichte von Augsburg. In der historischen Innenstadt lebend, lädt die gebürtige Allgäuerin am 8. August zur Friedenstafel am Hohen Friedensfest ein.  Die Botschaft lautet: Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden. Am Rathausplatz kommen die Menschen an der großen Friedenstafel zusammen und teilen mitgebrachte Speisen. Wir haben Frau Weber zum Fest und ihrer Liebe zur Stadt befragt.

 

Frau Weber, wie kam es dazu, dass ausgerechnet Augsburg bundesweit als einzige Stadt das Friedensfest feiert?

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde den Protestant*innen der Stadt Augsburg am 8. August 1629 die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Erst im Westfälischen Frieden 1648 erlangten sie die Gleichstellung mit der Römisch-Katholischen Kirche, die bereits 1555 im Augsburger Religionsfrieden formuliert worden war. In Erinnerung an den Tag ihrer Unterdrückung feierten die Protestantinnen und Protestanten 1650 erstmals das Hohe Friedensfest – am 8. August. Seither wird es an diesem Tag begangen. 1948 verankerte der Bayerische Landtag in Art. 1 Abs. 2 Bayerisches Feiertagsgesetz das Augsburger Hohe Friedensfest als einen lokalen Feiertag im Stadtkreis Augsburg. Seitdem ist das Hohe Friedensfest ein in Deutschland einmaliger, gesetzlicher Feiertag. Seit Anfang 2018 ist das Friedensfest offiziell bayerisches Kulturerbe, Ende 2018 nahm die UNESCO es auch in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes auf. 2019 erhielt das Friedensfest den Heimatpreis Bayern für besondere Verdienste um Heimat, Kultur und Brauchtum.

 

 

Auf welche Programmpunkte dürfen sich die Bürger*innen in diesem Jahr besonders freuen? Und was ist Ihr Highlight?

Seit nun 20 Jahren ist die große Friedenstafel auf dem Augsburger Rathausplatz ein besonderer Höhepunkt des Hohen Friedensfestes. Bürger*innen und Gäste der Stadt nehmen gemeinsam Platz und teilen und tauschen mitgebrachte Speisen und Getränke. Vertreter*innen verschiedener Religionen schicken dabei Friedensgrüße in die Welt. Neben dem Kinderfriedensfest, das im Anschluss im Botanischen Garten und im Zoo gefeiert wird, ist dies mein besonderes Highlight. Eine weitere Besonderheit ist die Verleihung des Preises Augsburger Friedensfest. Seit 1985 vergibt die Stadt Augsburg im Drei-Jahre-Rhythmus den Preis gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der mit 12.500 Euro dotierte Preis zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um ein tolerantes und friedvolles Miteinander der Kulturen und Religionen verdient gemacht haben. Wer den Preis erhält, wird immer am 8. August, dem Tag des Hohen Friedensfestes, verkündet – in diesem Jahr erstmals vor der breiten Öffentlichkeit bei der großen Friedenstafel.

 

Foto: Annette Zöpf / Stadt Augsburg

 

Würden Sie sagen, dass Augsburg und seine Bevölkerung ein Vorbild in Sachen tolerantes und friedliches Miteinander ist?

Absolut! Etwa die Hälfte der Augsburger*innen hat eine Zuwanderungsgeschichte, man sieht hier Tag für Tag, dass Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen und aus verschiedenen Kulturkreisen tolerant und friedlich miteinander leben. Das spiegelt sich auch am Runden Tisch der Religionen und beim Augsburger Hohen Friedensfest wider. Uns ist bewusst, dass das Managen von Diversität eine Daueraufgabe ist. Um die Partizipation der Menschen mit Migrationshintergrund noch mehr zu fördern, wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ein breites Feld verschiedener Beratungs- und Unterstützungsangebote geschaffen.

 

Foto: Ruth Plössel / Stadt Augsburg

 

Nennen Sie uns fünf Gründe, warum man den Sommer zuhause in Bayerisch-Schwaben verbringen sollte.

Eine gute Gelegenheit ist sicherlich, das Augsburger Wassermanagement-System als UNESCO-Welterbe mit seinen 22 Objekten mit der ganzen Familie zu entdecken und dabei die über 2000-jährige Geschichte der Renaissancestadt Augsburg kennenzulernen. Außerdem bietet sich die wunderschöne Naturlandschaft der Ferienregion an, die sich dank eines ganzen Netzes an Radwegen leicht mit dem Fahrrad erkunden lässt. Der Geopark Ries im Norden ist ein weiteres Highlight. Wer sonst hat einen über 15 Millionen Jahre alten Meteoritenkrater zu bieten. Die Allgäuer Alpen im Süden sind immer einen Ausflug wert. Nicht zuletzt sollte man sich durch die gute Küche probieren: Ob Allgäuer Kässpatzen, die Stabenwurst im Nördlinger Ries oder der Augsburger Zwetschgendatschi, in der Ferienregion Bayerisch-Schwaben ist jede Ecke eine Schlemmerecke!

 

Der Friedenspreis I Foto: Ruth Plössel / Stadt Augsburg

 

An welchem Kraftort in der Stadt entspannen Sie am liebsten?

Sehr gerne schlendere ich durch den Augsburger Stadtwald mit seinem rund 70 Kilometer langen Bachnetz – zum Entspannen einfach wunderschön.

 

Alles rund um das Friedensfest und weitere Informationen finden Sie auf der Website zur Friedenstadt Augsburg.

 

Titelbild: Ruth Plössel / Stadt Augsburg

 

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