Nördlingen und die Reformation im Luther-Jubiläumsjahr

von Gastbeitrag
Stadtmuseum Nördlingen

…von Botschafter-Familie Walter:
Einmal bezahlen – doppelt erleben: so könnte man es nennen, denn wer ein Eintrittsticket für das Rieskrater- oder das Stadtmuseum erwirbt, darf damit am gleichen Tag ohne Aufpreis auch das jeweils andere Museum besuchen – und sollte das unserer Meinung nach auch unbedingt tun! Sie ergänzen sich prima und es ist auch egal, in welchem ihr anfangt: beim einen liegt der Schwerpunkt auf der auslösenden Naturkatastrophe, die dann im Ausblick der Ausstellung zur Entstehung des Nördlinger Rieses und seiner Lebensbedingungen geführt hat, beim anderen wird dieses Ereignis zwar auch erwähnt, der Schwerpunkt liegt aber auf den Entwicklungen, die sich Millionen Jahre später daraus für die Bewohner ergeben haben.

Stadtmuseum Nördlingen

Modell vom historischen Nördlingen

Im Stadtmuseum erfahrt ihr auf drei Etagen einiges zur Siedlungsgeschichte des Rieses, zu den Kriegen, die in der Region stattgefunden haben, zur Zunft- bzw. Handwerks- und Handelstradition der ehemaligen Reichsstadt, zum Alltag der Menschen bis zur Moderne, und das alles anschaulich mit Fundstücken oder Rekonstruktionen belegt und auf Infotafeln beschrieben und erklärt. In knapp 300 Generationen hat es die Menschheit so vom Faustkeil zur Mondlandung gebracht!

Das superschöne Erdgeschoss widmet sich mit einer beeindruckenden Sammlung von teilweise über mannshohen Epitaphen und sonstigen (Kirchen-)Gemälden aus dem Mittelalter sowie zahlreichen kunsthistorischen Gegenständen in Vitrinen dem spannenden Thema „Glaube“ an der Schwelle vom katholischen Wallfahrtsort zur Reformation.

Stadtmuseum Nördlingen

Eingangsbereich zum Stadtmuseum

Wir hatten bei unserem Besuch das Glück, an einer öffentlichen Führung durch die Schau teilnehmen zu können, in der uns das Spannungsfeld noch viel detaillierter erläutert wurde, in dem sich die Menschen damals befanden und aus dem heraus sich die Entwicklungen, die sie genommen haben im Wandel der Zeit, erklären lassen.

Es gehörte schon viel Mut und persönlicher Einsatz dazu, sich aus den gepredigten Strafandrohungen und daraus erzeugten Ängsten zu befreien, auch als Stadtbevölkerung insgesamt, die dem katholischen Kaiser verpflichtet waren. Aber die Nördlinger haben mit ihrem Gemeinsinn, aus dem heraus ganze Kirchenneubauten finanziert wurden (und zwar aus Diamantgestein! – okay das weiß man erst, seit es feinste Mikroskope und Geoforschung gibt, aber immerhin), schon ganz anderes zusammen durchgestanden. Einige Straßennamen in Nördlingen erinnern heute noch an die Schöpfer der bildhaften Kunstwerke, und es lohnt sich auf jeden Fall, sie mal gesehen zu haben.

Stadtmuseum Nördlingen

Fundstücke

Das Museum ist leider nur im Erdgeschoss barrierefrei, zu den oberen Etagen führen nur Treppen, kein Aufzug, denn es ist im ehemaligen Krankenspital untergebracht. In einem kleineren separaten Raum gibt es dafür aber die Möglichkeit, in informativen Kurzfilmen etwas über das Museum, seine Geschichte und die Ausstellungen zu erfahren und einen Kaffee zu trinken. Damit es den Kindern nicht langweilig wird, können sie auf einem doppelseitigen Blatt, das die Dame an der Kasse ausgibt, kleine Suchrätsel in der Bilderschau machen und daraus ein Lösungswort erraten.

Der Familieneintritt kostet 9,50 Euro, ein fairer Preis für 2 Museen, Parkplätze gibt es nur 2 direkt vor der Tür, aber nicht weit davon entfernt auch im kostenpflichtigen Parkhaus oder vor den Stadttoren gratis. Hier findet ihr weitere Infos, auch zu Öffnungszeiten: www.stadtmuseum-noerdlingen.de.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, eure Familie Walter

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