…von Botschafter-Familie Gebauer:
Eigentlich sind wir fünf Gebauers ja keine Museumsbesucher. Aber die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld hat es uns angetan. Nachdem wir bei einem früheren Besuch bereits das Naturpark-Haus erkundet haben, wollten wir uns diesmal dem Wochenendprogramm zum Museumstag widmen.
Gleich nachdem wir Klosterhof betreten haben, erwarten uns schon die ersten Mitmach-Angebote:
Eine Museums-Rallye für Familien gibt es, eine Kreativ-Ecke mit Bastelmöglichkeiten und Vorträge und Vorführungen für die Großen.
Rallye durchs Museum
Da wir mit drei Kindern angereist sind, starten wir mit der Museums-Rallye. Wir bekommen ein Buch mit insgesamt 20 Bildern verschiedener Gegenstände und sollen uns im Besucherzentrum und im „Staudenhaus“ auf die Suche machen. Auf einem beigefügten Zettel sollen wir neben der Nummer des jeweiligen Bildes eintragen, wo sich der Gegenstand befindet.
Die Kids stürmen gleich voraus und suchen die Vitrinen im Besucherzentrum nach den richtigen Fundstücken ab. Ein Spätzlesieb sollen wir finden und ein bestimmtes Bild. Ein Sägeblatt wird ebenso gesucht wie eine kleine Holztruhe.
Die Kinder suchen eifrig, während sich Mama und Papa immer wieder von den interessanten Informationen zu den einzelnen Schaukästen „ablenken“ lassen.
Nach einer guten Viertelstunde haben wir alle Gegenstände im Besucherzentrum entdeckt und machen uns auf zum Staudenhaus.
Staudenhaus – Eintauchen in die Geschichte
Das steht unter seinem Strohdach in einer weitläufigen Wiese, auf der es mehrere Bienenstöcke gibt. Es summt und brummt zwischen den Blüten und wir beobachten eine Weile das vorderste Bienenhaus. Eine nach der anderen starten die fleißigen Honigsammlerinnen und kehren schwer beladen mit Pollen wieder zurück.
Auf der Wiese gibt es aber noch mehr zu entdecken. Mittendrin steht ein altes Plumpsklo und wir spähen alle nacheinander durch das ausgesägte Herz in der Tür.
„Hat es da drinnen nicht ziemlich gestunken, wenn es keine Klospülung gab?“, fragt sich unser Ältester. „Und Licht gibt es auch keines, in der Nacht würde ich da nicht rausgehen wollen!“, fügt er gleich noch hinzu. Tja, deshalb hatten die damals wohl auch noch einen Nachttopf unter dem Bett, wie wir später in der Schlafkammer noch erfahren werden.
Wir sind Camper aus Leidenschaft, deshalb finden wir den Schäferwagen, der neben der Toilette steht, besonders interessant. Neben einem kleinen Bett und einem Schränkchen gab es zu damaligen Zeiten schon so etwas wie einen Camping-Kocher in Form einer Metalldose, die mit heißer Glut gefüllt werden konnte. Über diesem provisorischen „Herd“ war noch eine Öffnung für das Ofenrohr ausgesägt. Ob der Schäfer auch schon ein Vorzelt aufgebaut hat? Wir glauben es nicht.
Im Staudenhaus tauchen wir in die Vergangenheit ein. In der Stube liegen alte Schulbücher und eine Schiefertafel, als hätte hier gerade noch ein Kind seine Hausaufgaben gemacht. Socken trocknen neben dem Ofen und fast meinen wir noch das Knistern der Holzscheite zu hören. Wir besichtigen die alte Küche mit dem Backofen, den Stall, der gleich gegenüber der Stube liegt und die Tenne. Viele alte Gerätschaften lagern hier, einige kennen wir noch von unserem Opa, der noch viel von Hand gearbeitet und repariert hat.
Im Obergeschoss steht noch ein alter Kinderwagen und in der großen Schlafkammer gibt es sogar ein Gitterbett. Eng war es hier und einfach, einen Fernseher oder gar eine X-Box gab es nicht.
Wir haben irgendwann auch hier alle geforderten Gegenstände identifiziert und eingetragen, in welchem Raum sie sich befinden. Der Teil vom alten Türschloss war etwas knifflig und das Waffeleisen hätten wir beinahe übersehen zwischen den ganzen Küchenutensilien.
Nachdem wir uns beim Imker vor dem Haus noch mit Honig und Honig-Gummibärchen eingedeckt haben, geben wir unser Lösungsblatt ab.
Seegrasschuhe selbst gemacht
Im Naturkundehaus wartet der nächste Programmpunkt: Eine nette Dame näht dort Schuhe aus Seegras und erklärt uns bereitwillig, wie man damals das Seegras geerntet und verarbeitet hat.
Die Leute waren arm in den Stauden, man nannte das Gebiet auch das schwäbische Sibirien. Und weil sie nichts hatten, mussten sie eben aus allem etwas machen. So haben sie Seegras im Wald gerupft und getrocknet. Das getrocknete Seegras wurde bündelweise geflochten und an einen Aufkäufer verkauft. Daraus hat man dann z. B. Matratzenfüllungen gemacht.
Die Einheimischen aber haben aus geflochtenem Seegras Schuhe genäht. Das Seegras wurde dafür einfach auf eine Socke oder ein Stück warmem Baumwollstoff aufgenäht und ein zurechtgeschnittener Fahrradreifen diente als Schuhsohle. Während sie erzählt, näht sie fleißig weiter an ihrem Schuh.
Kreativer Museumsnachmittag
Nachdem wir eine Weile zugesehen haben, wollen die Kids wieder selbst aktiv werden und wir setzen uns in die Kreativ-Ecke. Kinder können Kräuterkissen füllen, aus Fahrradschläuchen kleine Täschchen nähen, ihre eigene Tasche bedrucken oder einen Museums-Button gestalten.
Unsere Kleine macht sich gleich an eine Tasche und druckt und malt fröhlich drauf los. Der Große näht sich einen Geldbeutel, den er dann noch verziert und unser Flo gestaltet einen Fußballer-Button, der ihn als Abwehrspieler ausweist.
Nach dem Basteln schlendern wir noch über den Spielplatz, bevor es wieder Richtung Heimat geht.
Unser Fazit: Die drei Museen unter einem Dach sind toll und kindgerecht gestaltet. Wir hätten uns aber für den Nachmittag noch mehr auf die Ausstellung bezogene Mitmach-Angebote gewünscht. Schade, dass es im Volkskundemuseum für Kinder nichts zu tun gab. Ansonsten aber ein gelungener Nachmittag und das Staudenhaus ist auch für Kinder sehenswert, eine Art Mini-Zeitreise.
Mehr Infos zu Oberschönenfeld und zum Staudenhaus findet man unter http://www.schwaebisches-volkskundemuseum.de/