„Holzauge sei wachsam!“ – Ein Besuch auf der Harburg

von Gastbeitrag
Harburg Schwaben

…von Botschafter-Familie Walter:
Schon seit längerem wollten wir mal die Harburg oberhalb des gleichnamigen Städtchens am unteren Ausläufer des Ries-Kraters besuchen, allerdings hat uns das tolle Freibadwetter der letzten Zeit immer davon abgehalten. Nun aber, als die Vorhersage sehr gemischt und der Himmel entsprechend bedeckt war, haben wir uns aufgemacht. Die Anfahrt entlang der Romantischen Straße (B25) ist für sich schon ein Erlebnis, wenn man den Blick auf die schöne Landschaft statt auf´s Navi richtet, sieht man in den Dörfern und Städten viele Kirchen, Kapellen und Burgen, die es sich bestimmt bei einem der nächsten Ausflüge auch mal zu erkunden lohnt.

Harburg Schwaben

Garten und Wehrgang

Die Burg könnt ihr über zwei Möglichkeiten erreichen: stellt das Auto an der Wörnitz ab, das ist der Fluss, der durch Harburg fließt, und lauft dann über die steinerne Brücke durch die zauberhafte Altstadt mit ihren engen Gassen und pittoresken Plätzen den steilen Burgaufgang den Hang hinauf, dann kommt ihr entweder direkt durch eine kleine rote Holztür im unteren Burghof oder auch am unteren Burgtor an, oder ihr fahrt mit dem Auto bis zum beschilderten Parkplatz etwas unterhalb der Burg und geht dann das letzte Stück noch zu Fuß (es gibt auch weiter oben noch Parkmöglichkeiten, aber je nach dem, wie viele Besucher an diesem Tag da sind, reichen die Plätze nicht aus, und außerdem nähert ihr euch vom unteren Parkplatz erstmal langsamer der sehr imposanten Festung und sie kann so viel besser auf euch wirken). Die Parkplätze sind kostenlos, und es gibt am unteren davon auch Holzbänke und einen Holztisch für z.B. ein kleines Picknick nach einer längeren Fahrt.

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Blick vom Aussichtspunkt

Der unmittelbare Zugang ist somit noch relativ barrierefrei möglich, auch wenn natürlich aufgrund des Alters der Anlage von mehr als 900 Jahren der Bodenbelag teilweise entsprechend holprig ist.
Der Zutritt zur inneren Burganlage über das obere Burgtor mit Fallgitter ist kostenpflichtig, aber verhältnismäßig günstig (Erwachsene je 3 Euro und Kinder ab 3 Jahren bzw. Vergünstigte je 2 Euro).

Einiges der ursprünglichen Stauferanlage und späteren Residenz der Fürstenlinie Oettingen-Wallerstein könnte auch ohne eine separate Führung besichtigt werden (Schlosskirche, Wehrgang, Wasserturm), jedoch sind bis auf die Tafeln mit den Namen und/ oder (ehemaligen) Funktionen der Gebäude keine informativen Hinweisschilder mit weitergehenden Erklärungen dazu vorhanden, sodass wir uns im Burgshop Tickets für eine reguläre Führung besorgt haben.

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Burgzugang

Diese starten während der Öffnungszeiten (März – Ende Oktober) stündlich im Burghof, sonntags sogar im Halb-Stunden-Takt. Preislich müsst ihr dafür in etwa nochmal dasselbe rechnen wie für den Eintritt, aber angesichts der Dauer der Führung von ca. 60 Minuten und dem, was ihr währenddessen zu sehen und an Geschichten und interessanten historischen Details zur Burg und seinen ehemaligen Bewohnern zu hören bekommt, lohnt sich das auf jeden Fall.

Allerdings solltet ihr absolut trittsicher, schwindelfrei und nicht unbedingt von zartem Gemüt sein. Uns ist beim Rundgang wieder mal bewusst geworden, dass das Leben im Mittelalter kein romantisches Märchen und kein Zuckerschlecken war sondern hart, entbehrungsreich und gefährlich.

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Schlossschenke und Burghof

Auf der Tour bekommt ihr durch den Guide zusätzlich Einblicke in den Gerichtssaal, den „Diebs-Turm“ inklusive Verlies, den prunkvollen Fürstensaal, das Jagd- und das Speisezimmer. Die Bauweise der gesamten sehr gut erhaltenen Anlage (oft noch im Original-Bauzustand!) über verschiedene stilistische Epochen und Zeiten hinweg sind der Grund dafür, dass die Führung nicht kinderwagen- oder rollstuhlgerecht ist, zudem können kleinere Kinder die gebotenen Informationen und (kunst-)historischen Dokumente und Schätze noch gar nicht einordnen, so dass wir einen Besuch ab etwa dem Grundschulalter empfehlen würden, wenn die Ritter- und Prinzessinnenphase bei den Kindern beginnt.

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Waffenkammer

Im Anschluss an den Rundgang lädt die Burg-Schenke mit einer guten Auswahl an kleinen oder größeren gutbürgerlichen Gerichten noch zum Verweilen ein unter den großen alten Bäumen, um die vielen Eindrücke sacken zu lassen. Die Eintrittskarte zur Burg fungiert hier zugleich auch als Gutschein für ein kostenloses kleines Getränk bei gleichzeitiger Bestellung und Verzehr aus der Speisekarte (Eis und Kuchen zählt leider nicht dazu).

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An der Wörnitz

Mit einem letzten Blick von der Aussichtsplattform über das Wörnitztal und Harburg ist auch der weitere Tagesverlauf schon festgelegt, denn wer den Abstieg vom Bergfried ins Städtchen wieder bewältigt hat (oder mit dem Auto heruntergefahren ist), kann sich auf eine kühle Erfrischung in der lebendigen Wörnitz freuen, die bei der steinernen Brücke sehr kindgerecht flach und voller winziger Fische ist, ein großer Spaß für Klein und Groß.

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Das Burggespenst

Und was hat es jetzt mit dem Sprichwort aus der Überschrift auf sich: „Holzauge sei wachsam“? Das erklärt euch sicher auch gern ein/-e Burgführer/-in, von selbst wären wir da nicht draufgekommen, bewundern aber rückblickend den Erfindungsreichtum der damaligen Menschen, und das mit so einfachen Mitteln ganz ohne Hightech.

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Das Wappen

Wir hatten einen wunderschönen Nachmittag in Bayerisch-Schwaben und möchten euch gern zur Nachahmung animieren. Vielleicht habt ihr ja sogar Glück und entdeckt auch das kleine Schlossgespenst? Unter der Internetadresse www.burg-harburg.de könnt ihr nochmal alles zu den Öffnungszeiten und den Eintrittspreisen nachlesen. Hier gibt es auch Infos zu Sonderführungen (z.B. bei Nacht, für Kinder, mit Musik,…) und Events (=> vormerken: die Harburger Serenade am 16.07.2017!).

Bis bald, eure Familie Walter

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