…von den Bayerisch-Schwaben Botschaftern Johannes und Nicole Kessler:
Jesus-Latschen, zauselige Haare und Jutetasche – so sieht der typische Öko aus den 80er Jahren aus. Abgesehen von den Jesus-Latschen konnte ich optisch gesehen am Sonntagmorgen, 22.09.2019, mit dem typischen Öko gut mithalten. Der volle Kalender meines Lieblingsfrisörs, ein Klassentreffen am Vortrag samt den damit verbundenen Gesprächen bis tief in die Nacht und der Schlafmangel als Folge dessen waren Schuld an meiner Ökofrisur. Und die Jutetasche? – Die habe ich meistens sowieso dabei, denn im Herzen schlummert wirklich ein Öko in mir. Nur optisch lasse ich den Zausel-Öko nicht immer mit mir durchgehen.
An diesem Sonntag war Umweltschutz und Nachhaltigkeit das Motto auf dem 25. Meitinger Ökomarkt, welchen der Bund Naturschutz einmal jährlich organisiert. Bereits meine Mama war viele Jahre aktiv bei dieser Veranstaltung dabei und auch sonst stets bedacht, ihren ökologischen Fussabdruck klein zu halten. Mein Bemühen, umweltbewusst zu leben, liegt also entweder an der guten Kinderstube oder schlichtweg am grünen Gen, welches mir meine Eltern vererbten.
Im Januar 2017 besuchte ich das erste Mal den Augsburger Plastikfrei-Stammtisch und fand das einmal im Monat stattfindende Treffen mit den wechselnden Themen sehr inspirierend. Mit der Zeit lernte ich viele neue Gleichgesinnte am Stammtisch kennen. Zwischenzeitlich habe ich auch an einigen Infoständen des Plastikfrei-Stammtisches auf diversen Märkten ausgeholfen.
So lag es nahe, den Plastikfrei-Infostand auch mal beim Meitinger Ökomarkt aufzubauen – sozusagen ein Heimspiel für mich. Vom Organisator des Meitinger Ökomarktes, dem Bund Naturschutz, wurde die Idee des Infostandes zum Thema „Plastik vermeiden“ herzlich begrüßt. Sogar ein großzügiger Holzstand wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Die Jutetaschen voll gepackt mit Infoflyern, Anschauungsmaterial wie z.B. Zahnpasta in Pulverform, Anleitungen für z.B. selbstgemachtes Waschmittel, sowie ein paar plastikfreie Produkte zum Verkauf, stand ich um neun Uhr Sonntagmorgen auf dem Meitinger Rathausplatz. Mit dabei meine bessere Hälfte Nicole und meine zwei Töchterchen Madeleine (3 Jahre) und Josepha (3 Wochen). Unterstützung bei der Standbetreuung erhielt ich von Claudia und Tatjana vom kürzlich gegründeten Plastikfrei-Stammtisch Thierhaupten sowie von Matthias und Hannah samt Baby Jaron (10 Wochen) vom Plastikfrei-Stammtisch Augsburg. 
Dank den begabten Händchen von Matthias Mama war unser Plastikfrei-Infostand mit vielen bunten, originell gehäkelten Kuscheltieren dekoriert. Viele der Kuscheltiere fanden an diesem Sonntag ein neues Zuhause, denn man konnte die Wolltierchen für kleines Geld erwerben. Aber nicht nur die gehäkelten Kunstwerke, sondern auch die Anschauungsmaterialien und Do-It-Yourself-Anleitungen zogen Interessierte an.
Es gab viele gute Gespräche an diesem Sonntag. Man merkte auch, wenn man Leute nicht zwanghaft versucht zu missionieren und ihnen gesteht, dass man selbst nicht perfekt ist und komplett plastikfrei leider in der Praxis nicht überall funktioniert (z.B. in der Krankenpflege, beim Hausbau), sind die Gesprächspartner wesentlich entspannter und gesprächiger. Vielleicht wäre das auch mal ein Tipp für die Gesandten der Zeugen Jehovas, die einmal wöchentlich Klingelputzen in Meitingen.
Zurück aber zum Ökomarkt! Dieser war auch dieses Jahr wieder recht gut besucht und der Wettergott schickte ein paar Sonnenstrahlen.
Ein Aktivist, der regelmäßig mit seinem Fahrrad in seiner Freizeit Müll an der Straße sammelt, hatte seine gesammelten Werke von einem Monat im Fahrradanhänger dabei. Auch den Erfinder meiner Zahnpasta (Orbimed aus Tapfheim) konnte ich am Ökomarkt persönlich kennenlernen.
Ferner wurde der Ökomarkt durch einen Stand der handwerklichen Arbeiten von Menschen mit Behinderung des Dominik-Ringeisen-Werkes bereichert sowie diversen Händlern von Naturkostwaren, Büchern und Kunsthandwerken. Für Leib und Seele war mehr als ausreichend gesorgt. Ein Schlaraffenland sowohl für Fleischesser, Vegetarier als auch Veganer stellte der Ökomarkt 2019 dar. Musikalisch wurde der Markt unterstützt von dem Jugendblasorchester Meitingen (immer wieder faszinierend, wenn aktuelle/flotte Lieder von einem Blasorchester so gut umgesetzt werden) und von „The Villageboyz“. Für die kleinen spielte das Moussong-Theater und es war ein Hüpfburg aufgestellt.
Desweiteren konnte man im Rathaus die Ausstellung „Klimafaktor Mensch“ besuchen, die sogar noch bis 10. Oktober 2019 zu sehen ist.
Einziges Manko am Ökomarkt war aus meiner Sicht der Luftballonwettbewerb. Auch wenn die Ballons aus Naturkautschuk sind, stellt es trotzdem eine Gefahr für die Tierwelt dar, welche sich in den Schnüren verheddern bzw. erdrosseln können. Ich bin gegenüber dieser Attraktion sehr skeptisch und fände es wünschenswert, wenn man für den jährlichen Luftballonwettbewerb eine gute Alternative finden würde.
Abschließend noch ein großes Dankeschön an den Bund Naturschutz Ortsgruppe Meitingen, an Claudia, Tatjana, Matthias, Hannah und Nicole fürs Helfen sowie unsere drei Plastikfrei-Nachwuchs-Zwerge fürs Brav-sein, und an die vielen sympathischen Besucher unseres Infostandes!
Johannes Kessler
