Durch Augsburg schlendern, zarte Sonnenstrahlen einfangen und zum Aufwärmen einen der vielen historischen Orte der Stadt aufsuchen, machen im Winter richtig Spaß. Wir haben nach romantischen Ecken und empfehlenswerten Adressen gefragt, die man in der Weltkulturerbe-Stadt sehen muss. Wenn es um Ausflüge ans Wasser geht, kennt sich einer besonders gut aus. Schleusenwärter Sebastian Jurka steuert die Wasserfluten am Hochablass – und kümmert sich neben vielem anderen auch um die Kanäle der UNESCO-Welterbe-Stätte. Er verrät dir, wo du Wintermärchen erleben kannst, ob mit oder ohne Schnee.
Das einmalige Augsburger Wassermanagement-System ist UNESCO Weltkulturerbe. Es beinhaltet insgesamt 22 Objekte, die das Wasser und den frühen Reichtum in die Stadt brachten: Kanäle, Wassertürme, Prachtbrunnen und historische Kraftwerke. Das ausgeklügelte Wassersystem sorgte schon früh für ein florierendes Handwerk und gute hygienische Verhältnisse in der Fuggerstadt. Mit 530 Brücken zählt Augsburg sogar mehr Brücken als Venedig. Einige dieser Orte solltest du unbedingt ansteuern.
Schleusenwärter Sebastian Jurka hat auch im Winter viel zu tun. Er muss die Wasserläufe der Stadt eisfrei halten bzw. darauf achten, dass der Wasserfluss immer bestehen bleibt, denn es darf kein Treibeis in die Stadt gelangen. Das leitet er dann durch den Hochablass – das Stauwehr im Lech – ab. Hier entsteht bei Minusgraden ein riesiger Eisvorhang. Die Eiszapfen können dann schon mal zwischen vier und fünf Meter lang werden, die an den Schleusenanlagen bis ans Wasser hinunterwachsen. Los also zum winterlichen Hochablass und dem nah gelegenen Kuhsee, den du in einmal gemütlich umrundest. In der Nähe liegt auch das sehenswerte historische Wasserwerk von 1879 und der Eiskanal, die offizielle Kanustrecke der Olympischen Spiele 1972, die auch heute noch für Wettbewerbe genutzt wird. Das weitläufige Gelände birgt viel Potenzial für Spaziergänge.
Lechkanäle, Brücken, Wasserwerke, Kirchen und Flaniermeile
Jetzt geht’s mit der Straßenbahn zurück über den Lech in Richtung Innenstadt. Hier überquerst du viele Lechkanäle, die bereits seit über 1000 Jahren der Stadt Energie liefern. Sie waren unverzichtbar für die Wasserversorgung der vielen Handwerksbetriebe, die mit Mühlrädern ihre Maschinen angetrieben wurden und später auch für die zahlreichen großen Fabriken. Besonders beeindruckend: das Wasserwerk am Roten Tor. Seine Pumpsysteme waren in ganz Europa bewunderte technische Einrichtungen. Außerdem das Untere Brunnenwerk, das heute ein Kino beherbergt und an einer skurrilen Wasserkreuzung liegt. An der Stadtmezg von Elias Holl wurde der Vordere Lech geleitet, um dadurch Fleisch zu kühlen und Abfälle zu entsorgen. Die Monumentalbrunnen von Augsburg, Herkules-, Merkur- und Augustusbrunnen, sind derzeit noch im Winterschlaf und werden vom Winterschutz befreit, wenn die Temperaturen wieder milder sind. Du willst dich aufwärmen? Wie wäre es mit einem Abstecher in eine der vielen schönen Kirchen, ein Museum oder eines der vielen quirligen Lokale auf der Prachtmeile Maximilianstraße?
Sebastian Jurkas liebste Brücke in Augsburg ist übrigens die am Jakobertor. Zusammen mit dem kleinen Wasserrad und dem Tor aus alten Steinen gibt sie zu jeder Jahreszeit einen wildromantischen Anblick ab, sagt er. Also, zieh los und lass dich überraschen. Wir finden, dass er nicht zu viel verspricht.
Foto Titel: Florian Trykowski