Vom gemeinsamen Adventskranz binden über den sehnlichst erwarteten Besuch des Heiligen Nikolaus bis zur feierlichen Bescherung vom Christkind: In Bayern und Schwaben gibt es alte traditionelle Bräuche zur Advents- und Weihnachtszeit, die heute noch gelebt werden. Bereits ab dem Martinsfest im November bereiten sich die Menschen auf die stille Zeit vor. Mit backen, basteln, dekorieren und feiern. Welchen alten Brauch willst du für dich aufleben lassen?
Adventskranz und Barbarazweige
Weckt die Vorfreude auf den Advent: Ob klassisch mit Tannenzweigen oder modern mit Eukalyptus – in vielen Familien wird nun ein Adventskranz gebunden. Immer am Adventssonntag dürfen eine Kerze mehr angezündet und traditionelle Lieder gesungen werden. Zum Barbaratag am 4. Dezember kannst du ein paar Obstbaumzweige nach drinnen holen. Pünktlich an Heiligabend zeigen sich die schönen Knospen von Kirschbaum und Co. Ein kleines Wunder der Natur.
Nikolaus und Knecht Rupprecht
Nach alter Tradition besucht der Heilige Nikolaus zusammen mit Knecht Rupprecht am 6. Dezember die Kinder. Er trägt einen Bischofshut – nicht zu verwechseln mit der Zipfelmütze des Weihnachtsmannes. Natürlich hat er auch seinen langen Bischofsstab dabei. Dann schlägt er in seinem Goldenen Buch nach, ob die Kinder im vergangenen Jahr auch brav waren. Sein Begleiter Rupprecht verteilt im Anschluss kleine Gaben: Nüsse, Orangen, Äpfel und Schokolade.
Christkindlmärkte und Christkind
In Bayern bringt schon seit Jahrhunderten das Christkind die Geschenke zu den Kindern, nicht der Weihnachtsmann. Das geht auf die Reformation von Martin Luther im 16. Jahrhundert zurück – als Symbol für das frisch geborene Jesuskind. Demnach werden die vielen stimmungsvollen Weihnachtsmärkte in Bayerisch-Schwaben unter Einheimischen auch Christkindlesmärkte genannt. Und denen solltest du unbedingt einen Besuch abstatten.
Hutzelbrot und Baumloben
Das Hutzelbrot ist in Bayerisch-Schwaben eine kulinarische Spezialität nach uraltem Familienrezept, anderswo auch Früchtebrot genannt. Früher war es eine gute Möglichkeit, um getrocknete Früchte und Nüsse für den Winter haltbar zu machen. Hutzelbrot wird auch gern beim Baumloben gereicht – ein humorvoller Brauch, um bei Freunden, Familie und Bekannten den geschmückten Weihnachtsbaum zuhause zu bewundern. Zum Dank gibt’s einen Schnaps.
Räuchern und Turmblasen
Für die Zeit nach Weihnachten sind ebenfalls schöne Rituale verbreitet: Aromatischer Rauch aus Harzen und Kräutern wird etwa in den Raunächten (25. Dezember bis 6. Januar) nach alter Überliferung durch das Haus getragen, um es vom Ballast des alten Jahres zu befreien. Das neue Jahr musikalisch einläuten kannst du am 31. Dezember beim Turmblasen in Wemding. In 60 Metern Höhe ertönen schöne Melodien der Stadtkapelle, die überall in der Stadt zu hören sind.
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Titelbild: Ph. Röger