8 kuriose Orte in Bayerisch-Schwaben

Geschichten zum Augenreiben

von Elisabeth Helfer

Es gibt sie wirklich: Orte in Bayerisch-Schwaben, die so ungewöhnlich sind, dass sie fast schon surreal wirken oder eine Story schildern, bei denen du dir nur die Augen reiben kannst. Es geht um heimliche Rekorde, verblüffende Geschichten und eigenwillige Phänomene, die es so in der Form nur hier in Bayerisch-Schwaben gibt. Manche davon sind durchaus bekannt, andere wiederum sind noch wahre Geheimtipps, die oftmals selbst Einheimische nicht wissen. Wir nehmen dich mit und zeigen dir, welche kuriosen Orte dir bald zu Füßen liegen – und warum das Ganze mit den Brücken von Venedig, Napoleons Kampfeslust und einer vierbeinigen Lebensretterin zu tun hat. Erlebe etwas andere Alltagsabenteuer, die dir Geschichten abseits der bekannten Touristenpfade erzählen. Mach dich auf den Weg!

Günzburg: Längstes Freiluft-Café Schwabens

Und das gilt heute wie in vergangenen Zeiten, als die Postroute Wien-Paris über den Marktplatz in Günzburg führte. Auf den 250 Metern bis zum Unteren Tor ist der Pulsschlag deutlich zu spüren. Der Platz verwandelt sich in das längste Straßencafé Bayerisch-Schwabens – mit einer magischen Anziehungskraft. Seit dem Jahr 1395 findet hier auch jeden Dienstag einer der ältesten Wochenmärkte der Region statt. Der Markt ist heute noch für Günzburger und viele Gäste aus Nah und Fern von großer Bedeutung. Im Sommer wird wir in der Altstadt der beliebte Kultursommer gefeiert.

Weißenhorn: Kleinstes Stadttheater Bayerns

Im ehemaligen Zehentstadel in Weißenhorn befindet sich ein besonderes Kleinod: Bayerns kleinstes historisches Stadttheater. Nur 140 Sitzplätze gibt es in diesem charmanten Kleinod – und sogar kleine Balkone besitzt der schöne neoklassizistische Theaterraum. Karten für die angebotenen Aufführungen sind immer heiß begehrt – von der Kindervorstellung über die Konzertlesung bis zur Oper. Du solltest also schnell sein, wenn du dieses einmalige Gefühl verspüren willst, dass hier die Zeit stehen geblieben sei.

 

Foto: Stadt Weißenhorn

Illertissen: 51 Glocken im Kirchturm

Es erinnert stark an den Filmhit „Willkommen bei den Sch’tis“ – das mechanisch bespielbare Glockenspiel namens Carillon. Ein solches gibt es im Kirchturm St. Martin in Illertissen und du kannst es zwei mal am Tag lautstark hören, wenn es wie von Zauberhand startet – um 10 und um 16 Uhr. Gebaut wurde das Carillon von einer weltweit führenden Glockengießerei. Die Liste der einprogrammierten Stücke umfasst etwa Beethoven, Pachelbel oder bekannte Volkslieder und Kirchenchoräle, die je nach Jahreszeit wechseln.

Nördlingen: Eine Sau als Stadtretterin

„So G’sell, so“, ertönt es abends durch die Gassen der schönen Nördlinger Altstadt. Doch woher kommt’s? Von ganz oben! Vom 90 Meter hohen Kirchturm Daniel tönt der Ruf des Türmers herunter. Die Geschichte dazu: 1440 beobachtet eine Nördlinger Frau am Abend eine entlaufene Sau, die ihr Hinterteil am nur angelehnten Löpsinger Tor reibt, das längst hätte verschlossen sein sollen. Ihr empörter Ruf: „So, G’sell, so!“ galt den treulosen Wächtern. Diese wurden vom Oettinger Grafen bestochen, um in dieser Nacht die Stadt zu erobern. Die Frau schloss das Tor – eine Sau hatte Nördlingen gerettet.

Lauingen: Heimat der schwäbischen Raubritter

Zwischen Ehre und Beute: Die Schwäbischen Reichsritter waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine ziemlich eigenwillige und streitlustige Gruppe. Sie gehörten keinem Fürstentum an, sondern standen direkt unter dem Kaiser – was ihnen gewisse Freiheiten verschaffte, die sie gerne ausnutzten. Auch in Lauingen waren solche Ritter aktiv, und sie hatten nicht gerade den Ruf, zimperlich zu sein. Sie überfielen Handelszüge oder kassierten Wegzölle, die sie sich selbst auferlegt hatten. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden solche „Wegezölle“ in der Region um Lauingen zur Plage für Kaufleute.

 

Foto: F. Trykowski

Foto: D. Denger

 

Monheim: 3-Stämme-Eck zum Hören

Das kleine Städtchen Monheim im nördlichen Bayerisch-Schwaben liegt genau an der Stammesgrenze zwischen Schwaben, Altbayern und Franken – und alle drei Dialekte sind hier zu Hause. Am besten machst du die kostenlose Audioguide-Lauschtour durch die Stadt. Dabei erfährst du, was hier früher alles los war, wie Martin Luther seine Rettung fand und wo sich die Spuren eines spektakulären Asteroideneinschlags entdecken lassen. Der lauschige Stadtrundgang samt der großen Geschichte ist einfach beeindruckend.

Elchingen: In Paris in Stein gemeißelt

Im weltbekannten Pariser Triumphbogen auf dem Champs-Élysées in Paris ist der Ortsname Elchingen in Stein gemeißelt. Denn in Elchingen hat Napoleon 1805 eine seiner wichtigsten Schlachten überhaupt gewonnen. Alles rund um die weltbewegende Schlacht, die prachtvolle Klosterkirche voller Symbolik und den Klostergarten samt seiner vielfätligen Raritäten mit Traumblick übers Donautal erfährst du in der kostenlosen Audioguide-Lauschtour „Klosterstille und Kanonendonner“.

Augsburg: Mehr Brücken als Venedig

Bei einem Besuch in Augsburgs Innenstadt begegnen sie einem auf Schritt und Tritt: Die Kanäle, die schon seit dem Mittelalter Wasser in und aus der Stadt befördern. Sie durchziehen die Stadt, ähnlich dem Adergeflecht des menschlichen Organismus. Die Kanalsysteme von Lech und Wertach verlaufen parallel zueinander und münden, kurz bevor sich die beiden Flüsse in der Wolfzahnau vereinen, je in den Ursprungsfluss zurück. Kaum eine Stadt in Deutschland wird von mehr Kanälen durchzogen. Augsburg besitzt wohl mehr Brücken als Venedig – um die 530 Kanal-, Bach- und Flussübergänge.

 

Foto: TVABS

 

Titelbild: F. Trykowski

 

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